Dollar am Morgen

Herrschaftswissen?

am
6. August 2020

EUR USD (1,1875)             Eigentlich hatten diejenigen, die gestern den Worten Donald Trumps und dessen Ankündigung gelauscht hatten, dass wir am Freitag einen weiteren großartigen Arbeitsmarktbericht zu sehen bekommen würden, auf mehr gehofft. Gemeint ist die ebenfalls gestern publizierte Zahl der neu geschaffenen Stellen der privaten Arbeitsmarktagentur ADP, die mit einem Plus von nur 167.000 neuen Jobs im Juli die Konsensschätzung der Ökonomen um mehr als 1 Million Stellen unterlaufen hatte. Von den befragten Ökonomen hatte derjenige mit dem größten Pessimismus immerhin einen Zuwachs von 200.000 Stellen prognostiziert.

Aber: Die Aufwärtsrevision der Juni-Zahl um rund 1,9 Millionen neu geschaffene Stellen sollte über die jüngste Fehleinschätzung der Ökonomen – es soll sich um die schlimmste Fehleinschätzung seit Bestehen der ADP-Aufzeichnungen handeln – hinwegtrösten. Wo doch auch noch das Mai-Ergebnis nach oben revidiert wurde.

 

Zahlenwirrwar und Komplexitätsaversion

Ob nun der US-Präsident doch noch recht bekommt? Denn die ADP-Zahlen, die ohnehin nicht den kompletten Juli abdecken, waren zumindest in den vergangenen beiden Monaten als Vorhersageinstrument für den Arbeitsmarktbericht des BLS (Bureau of Labor Statistics), der jeweils zwei Tage später fällig war, ohnehin untauglich. Zumindest wird jedoch die Median-Schätzung der Ökonomen für die am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden „offiziellen“ Nonfarm Payrolls, dem Zuwachs der Stellen im Nichtagrarbereich, womöglich noch korrigiert werden. Und wenn, dann von zuletzt 1,550 Millionen nach unten. Oder verfügt Donald Trump gar über Herrschaftswissen und weiß doch mehr?

 

Verändertes Stimmungsbild in Deutschland

Erwartungsgemäß konnten die Teilnehmer an den Aktienmärkten mit diesem ganzen viel zu komplexen Zahlenwirrwarr nicht viel anfangen und ignorierten es deswegen ganz einfach. Zumal für heute auch noch die zuletzt wieder gestiegenen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe für die letzte Juliwoche zur Veröffentlichung anstehen. In den USA ging es daher mit den Indices weiter aufwärts, aber weder der hiesige DAX noch die Aktien der Eurozone kamen indes gestern richtig voran. Vielleicht auch weil es interessante Stimmungs- und damit einhergehend mittelfristige Positionsveränderungen gab. Dies vermittelt zumindest die gestrige Umfrage zum Sentiment der Börse Frankfurt, die ich HIER kommentiert habe.

Eindeutiger fiel da schon die Reaktion der Devisenhändler aus, die dem Dollar abermals ordentlich zusetzten. Allerdings hat die daraus entstehende Kraft für den Euro nicht ganz gereicht, das bisherige Jahres- bzw. 26- Monate-Hoch signifikant zu überbieten. Aber zumindest hat sich das Aufwärtsmomentum nach Überschreiten von 1,1825 gestern erhöht, und der kurzfristige Trend in seiner steilen Version hat nach wie vor Potenzial in Richtung 1,2020. Dies unter der Prämisse, dass nun an der Unterseite 1,1760 nicht mehr unterlaufen wird.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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