Dollar am Morgen

EZB dreht Warteschleife

am
17. Juli 2020

EUR USD (1,1385)             Es kam eigentlich, wie es viele Marktteilnehmer erwartet hatten: Bei der gestrigen Sitzung der Europäischen Zentralbank wurde hinsichtlich neuer Unterstützungsmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise erst einmal die Pausentaste gedrückt. Abwarten heißt die Devise, letztlich auch vor dem Hintergrund, dass man vermutlich erst einmal sehen möchte, wie sich die ökonomische Erholung in der Eurozone gestaltet. Aber Präsidentin Christine Lagarde machte gestern auch deutlich, dass die EZB bei Bedarf ihre Instrumente anpassen werde.

 

Die Pausentaste gedrückt

Die Atempause wurde gestern von den Akteuren an den Finanzmärkten auch weithin akzeptiert, hatte die EZB doch erst im Juni ihr großes Anleihekaufprogramm PEPP von 750 Mrd. auf 1,35 Bio. Euro erhöht. Seitdem haben die ökonomischen Daten immerhin eine Erholung der Wirtschaft in der Eurozone signalisiert. Die EZB dürfte auch die heute beginnenden Verhandlungen der Staats- und Regierungschefs der EU abwarten wollen, bei denen es unter anderem um die Details zum von Deutschland und Frankreich vorgeschlagenen 750 Mrd. Euro schweren Wiederaufbauplan gehen wird. Vielleicht spielt die EZB aber auch auf Zeit, denn die Konjunktur in der Eurozone wie auch die Geldpolitik hängen letztlich von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab, die allerdings kaum prognostizierbar scheint.

 

V ist nicht gleich V

Aus den USA gab es gestern immerhin einige wichtige Wirtschaftsdaten zu begutachten. So zum Beispiel die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche zum 11. Juli, die zum einen höher als erwartet ausgefallen sind. Tatsächlich zeigen die absoluten Zahlen der Erstanträge außerdem, dass diese kaum mehr abgenommen haben – 10.000 Erstanträge weniger im Wochenvergleich, das bedeutet den geringsten Rückgang seit März dieses Jahres.

Überraschend gut fielen indes abermals die Einzelhandelsumsätze aus, die im Juni mit +7,5 Prozent (ggü. Vormonat) nach dem starken Mai (+18,2 Prozent) abermals die Analysten auf der positiven Seite überraschten. Und wenn man sich eine Grafik zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze vor Augen hält, sieht man tatsächlich nicht nur ein grafisches V, sondern auch, dass der Corona-bedingte Einbruch im Einzelhandel fast vollständig wieder ausgeglichen wurde. Insgeheim wissen wohl trotzdem viele Finanzmarktakteure, dass sich die Weltwirtschaft dennoch nicht v-förmig erholen wird. Zumindest glauben laut der Fondsmanager-Umfrage der Bank of America vom Juli gerade einmal 14 Prozent (Vormonat 18 Prozent) der Befragten daran.

Dem Euro scheint unterdessen so langsam die Luft auszugehen. Zumindest tat sich die Gemeinschaftswährung gestern schwer, auch nur geringes Aufwärtsmomentum zu entwickeln. Vielmehr läuft der Euro Gefahr, seine während der vergangenen Handelstage erworbene günstige Position zu verlieren. Dies wäre der Fall, falls an der Unterseite nunmehr das Niveau 1,1345/50 versagen sollte.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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