Dollar am Morgen

Zwischen Hoffnung und Unsicherheit

am
30. Juni 2020

EUR USD (1,1240)             Man konnte es an den Finanzmärkten spüren, dass heute die erste Hälfte des Jahres zur Neige geht. Denn die Kursausschläge an den Aktienmärkten waren überschaubar und mit einer positiven Note versehen. Bei den Währungen präsentierte sich der Dollar gegenüber einem Korb verschiedener Valuten, gemessen am Dollar-Index, den vierten Tag hintereinander mit einem Tagesgewinn, aber richtig vorwärtsgehen wollte es mit dem Greenback zuletzt eigentlich nicht. Immerhin produzierte der Euro einen bemerkenswerten Sprung, der allerdings an unserem ersten wichtigen Angebotsniveau vom vergangenen Freitag hängen bleiben sollte. Und am Ende des Tages blieb von dem ordentlichen zwischenzeitlichen Kursgewinn fast nichts mehr übrig. Die Gemeinschaftswährung bewegt sich weiterhin in ihrer Seitwärtsentwicklung, zeigt sich allerdings oberhalb von 1,1105/10 stabil.

 

Überraschend gute Wirtschaftsdaten…

Nun hatten es die Marktteilnehmer gestern nicht einfach, zwischen positiv überraschenden US-Wirtschaftsdaten und Covid-19-Ängsten eine eindeutige Linie zu finden. Da gab es etwa die schwebenden Hausverkäufe, die mit einem Plus von 44,3 Prozent im Mai (ggü. Vormonat) nicht nur einen Rekordzuwachs markierten, sondern auch noch obendrein die optimistischsten Prognosen der Ökonomen übertrafen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das gestrige Ergebnis allerdings ein Minus von 5,1 Prozent, aber auch bei diesem Vergleich hatten die Ökonomen viel Schlimmeres erwartet.

Wie ich allerdings schon verschiedentlich an dieser Stelle klargemacht habe, ergeben diese Daten für mich eigentlich nur insofern einen Sinn, als sie den Akteuren gewissermaßen eine Art (vermeintliche) Sicherheit vermitteln, dass die Folgen der Corona-Pandemie in den USA und anderswo womöglich doch nicht so schlimm sein werden. Was hierbei als gut und was als schlecht gilt, bemisst sich allerdings an mehr oder weniger guten Prognosen und mitunter fragwürdigen Bezugspunkten.

 

…und Covid-19-Unsicherheit

In diesem Zusammenhang könnte man natürlich auch noch den Index der regionalen Fed von Dallas für das produzierende Gewerbe erwähnen, der ebenfalls die Erwartungen der Ökonomen auf der positiven Seite bei weitem übertraf. Allerdings sollte man bei diesen Daten – zwar weiß ich nicht, in welchem Maße – auch berücksichtigen, dass Texas neben Florida zurzeit das Epizentrum für das Coronavirus in den USA darstellt. Mehr noch: Die Wirtschaftsdaten von heute werden überdies möglicherweise in einem ganz anderen Licht erscheinen, wenn am kommenden Donnerstag der US-Arbeitsmarktbericht aufgrund des auf Freitag vorgezogenen Ersatzfeiertages (für den Unabhängigkeitstag am 4. Juli) zur Veröffentlichung ansteht. Das Hauptinteresse der Akteure dürfte allerdings derzeit darauf gerichtet sein, ob die USA womöglich zumindest partiell in den sogenannten Lockdown zurückkehren müssen.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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