Zurück zum Tagesgeschäft
Nun ist bei der gestrigen Sitzung des EZB-Rates nichts passiert, was die Devisenhändler in Aufregung hätte versetzen können. Tatsächlich hat die EZB trotz der ausgeweiteten Covid-19-bedingten Einschränkungen für die Wirtschaft in vielen Staaten der Eurozone keine weiteren Maßnahmen unternommen. Aber die Entscheidungen vom Dezember vergangenen Jahres, etwa das PEPP-Programm zum Notankauf von Anleihen mit einem Volumen von 1,85 Billionen Euro, werden fortgeführt. Mindestens bis März 2022. Auch der Leitzins bleibt unverändert.
Mehr als 1,9 Billionen gibt es nicht
Den Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar wird die EZB natürlich im Auge behalten, wobei allerdings fraglich ist, über welche Interventionsmöglichkeiten die Zentralbank im Falle eines stärkeren Anstiegs der Gemeinschaftswährung verfügen könnte. Aber dabei handelt es sich um ein Thema, das ohnehin nicht virulent ist, da sich der Euro ziemlich exakt auf dem Niveau vom Zeitpunkt der vergangenen Zentralbanksitzung (10. Dezember 2020) befindet. Auch gab es noch nicht einmal warnende Stimmen, als sich der Euro in der Zeit zwischen jener und der heutigen Sitzung temporär immerhin bis auf rund 1,2350 befestigte.
Und so können sich die Devisenmarktteilnehmer ganz auf die USA konzentrieren. Dort ist das Kursfeuerwerk der Aktienmärkte anlässlich der Biden-Inthronisierung nunmehr abgebrannt. Indes: Das Anleihekaufprogramm der US-Notenbank, aber auch die Hoffnung auf das 1,9 Billionen USD schwere Konjunkturpaket, das US-Präsident Joe Biden vergangene Woche vorgestellt hatte, halten die Risikofreude der Akteure am Leben. Und natürlich auch die Fantasie, dass der Greenback weiter abwerten könnte. Allerdings ist auch eines klar: Mehr als die 1,9 Billionen USD werden es nicht werden.
Warten auf den Scheck
Wie stark unterdessen das US-Fiskalpaket tatsächlich ausfallen wird, steht insofern in den Sternen, als die Mehrheit der Demokraten im Senat hauchdünn ist und man zunächst versuchen wird, mit den Republikanern zumindest für Teile des Stimulus-Programms auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Um den Preis, dass das Paket verwässert und möglicherweise nicht in vollem Umfang Realität werden könnte. Viel Zeit bleibt allerdings nicht, da viele US-Bürger sehnlichst auf ihre versprochenen Schecks warten, deren Wert bekanntlich auf 2.000 USD aufgestockt werden soll.
Wie dringlich das Konjunkturpaket tatsächlich ist, zeigen etwa die gestern publizierten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die in der Woche zum 16. Januar wie bereits in der Woche zuvor (926 Tsd.) nicht unter der Zahl von 900.000 und damit über dem 4-Wochen-Durchschnitt von 848.000 Erstanträgen lagen. Die Ökonomen würden zwar sagen, dass die Zahl von gestern besser als erwartet ausgefallen sei, aber dies klingt angesichts der immer noch hohen absoluten Zahl fast ein bisschen zynisch. Abgesehen davon haben die Devisenhändler gestern von dieser Entwicklung genauso wenig Notiz genommen wie von den über den Erwartungen liegenden US-Hausdaten. Am Ende des Handelstages hat der Euro gegenüber dem Dollar nur gering an Wert gewonnen und bleibt damit in der korrektiven Umgebung seines übergeordneten Aufwärtstrends, solange 1,2235 nicht überwunden wird.
Hinweis
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.