Dollar am Sonntag

Zum Glück nicht gut genug

am
4. Juli 2021

Es war der US-Arbeitsmarktbericht, den insbesondere die Aktienmarktteilnehmer willkommen hießen. Denn die Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft (Nonfarm Payrolls) stieg im Juni um 850 Tsd. Das ist zwar mehr, als die Ökonomen im Mittel (ca. 700 Tsd. Stellen) erwartet hatten, fällt aber dennoch nicht exorbitant aus dem Rahmen. Obgleich sich die Lage am Arbeitsmarkt anhaltend verbessert, fehlen jedoch immer noch 6,8 Millionen Jobs, um den Beschäftigungsstand vom Februar 2020 wieder zu erreichen

 

Erschreckend viele Langzeitarbeitslose

Und wenn man sich den Juni-Arbeitsmarktbericht genauer angeguckt, wird deutlich, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Juni um mehr als 230.000 gestiegen ist, wodurch der Rückgang vom Mai um mehr als die Hälfte wieder ausgeglichen wurde. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der Gesamtzahl aller Arbeitslosen liegt bei 42 Prozent. Übrigens: Die Zahl der dauerhaft Arbeitslosen bewegt sich in der Nähe von 3,2 Millionen und ist damit 1,9 Millionen höher als im Februar 2020. Unterdessen enttäuschte die Arbeitslosenquote mit 5,9 Prozent (Median-Schätzung: 5,6 Prozent).

 

Umdenken bei der Fed wenig wahrscheinlich

Tatsächlich quittierten die Akteure an den Finanzmärkten ein Szenario, bei dem die Fed auf die jüngste Daten zur Beschäftigung an sich vielleicht positiv reagieren, gleichzeitig aber den Arbeitsmarkt noch lange nicht als von der Pandemie gesundet betrachten würde. Einige Mitglieder des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) dürften genau auf dieses Problem verweisen, um möglicherweise das Inflationsthema und damit die Diskussion über eine mögliche Straffung der Geldpolitik, das sogenannte Tapering, in den Hintergrund schieben zu können. Kurzum: Der Arbeitsmarktbericht war gut, aber nicht gut genug, als dass man sich über ein Umdenken bei der Fed Gedanken machen müsste.

Der US-Aktienindex S&P 500 zog folglich weiter an und markierte auf Tagesbasis das siebte Allzeithoch in Folge. Weniger spektakulär, aber dennoch beachtlich reagierte der Euro gegenüber dem US-Dollar und markierte in der vergangenen Woche immerhin fünf niedrigere Tagestiefs hintereinander. Indes: Am Freitag blieb zum ersten Mal in der vergangenen Woche ein kleiner Tagesgewinn übrig. Dennoch hat der kurzfristige Abwärtstrend des Euro Bestand, müsste aber nach wie vor das wichtige Niveau um 1,1765 unterlaufen, um dem Trend mehr Dynamik zu verleihen.

 

Hinweise

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

 

Wegen des auf den 5. Juli verlegten US-Feiertages (Independence Day) erscheint mein nächster Kommentar erst am Mittwoch, den 7. Juli

 

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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