Wenn Lastwagen und Gin teurer werden
EUR USD (1,1245) Plötzlich war sie dann doch dahin, die gute Stimmung, die die vorläufigen Zahlen zu den Einkaufsmanagerindices (Markit) für die Eurozone noch am Vortag vermittelt hatten. Da half auch der leicht besser als erwartet ausgefallene ifo-Index für Deutschland nicht mehr. Denn mit einem Male waren sie wieder etwas stärker in den Vordergrund geraten: die Ängste. Über die neuen IWF-Vorhersagen zur globalen ökonomischen Situation möchte ich mich gar nicht erst länger auslassen. Zumal eine Herabsetzung der Projektionen gegenüber April kaum jemanden überrascht haben dürften. Denn lag die Vorhersage damals noch bei einer Schrumpfung der Weltwirtschaft um 3 Prozent, sollen es nun in diesem Jahr 4,9 Prozent sein. Darüber hinaus soll die Erholung, die für das Jahr 2021 erwartet wird, wohl nicht mehr ganz so stark wie zuvor ausfallen. V-förmig sieht auf jeden Fall anders aus.
„Historisch“ schlimm
Wie bereits bei den Einkaufsmanagerindices am Dienstag tue ich mich schwer, etwas Greifbares herauszuarbeiten, um damit Rückschlüsse auf die Entwicklung der Finanzmärkte zu ziehen. Wahrscheinlich geht es mir wie vielen anderen Akteuren, die zwar spüren, dass die vom IWF als „historisch“ bezeichnete Lage nichts Gutes mit sich bringt. Und nachdem man die gestrigen Covid-19-Infektionszahlen für manche US-Staaten sowie die gleichzeitig gestiegenen Krankenhauseinweisungen zur Kenntnis genommen hat, kann ich diejenigen verstehen, die der Trump-Administration nicht mehr attestieren wollen, sie habe die Lage im Griff.
Neue Strafzölle drohen
Somit war gestern verständlicherweise erneut Risikoaversion angesagt. Und auch der Dollar war sozusagen als Reflex darauf angeblich als Fluchtwährung wieder einmal gefragt. Obwohl es mir überhaupt nicht in den Kopf gehen will, warum man in einer ersten Reaktion ausgerechnet die Valuta eines Staates nachfragt, der nun mit dem Covid-19-Virus und dessen Bekämpfung zuletzt ganz besonders seine liebe Not zu haben scheint.
Indes: Wenn man die Entwicklung von anderen typischen Fluchtwährungen wie den Schweizerfranken oder den Yen am gestrigen Tag betrachtet, hielt sich zumindest bis zum europäischen Handelsschluss der Exodus aus dem Euro in Grenzen. Vielleicht litt der Euro gestern aber auch unter der Androhung neuer Zölle seitens des US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer, der nun zusätzlich verschiedene Importgüter aus der EU in einem Gesamtvolumen von 3,1 Mrd. USD mit neuen Strafzöllen belegen möchte. Darunter sollen in Zukunft Oliven, Bier, Gin und Lastwagen fallen, während etwa Luxusgüter und Flugzeugteile in Zukunft mit einem erhöhten Importzoll belastet werden dürften.
Am Ende des Tages wurde jedenfalls sichtbar, dass der kurzfristige Aufwärtstrend des Euro – wir verorten ihn mittlerweile zwischen 1,1200 und 1,1590/95 – nicht zum ersten Mal in einer vielversprechenden Situation einen Dämpfer erhalten hat.
Hinweise
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.