Unbemerktes Paket aus Fernost
Wenn es nach dem Willen von Jamie Davies, dem Sprecher des britischen Premierministers Boris Johnson geht, sollen sich die Brexit-Gespräche zwischen Großbritannien und der EU nicht bis ins kommende Jahr ziehen. Aber tatsächlich scheint das nicht mehr als ein frommer Wunsch zu sein, wenn man bedenkt, dass die erste „harte“ Deadline für die laufenden Gespräche eigentlich schon für den 30. Juni dieses Jahres terminiert war. Ganz zu schweigen von Boris Johnsons Ultimaten und den zwischenzeitlich aufgetretenen angeblich letzten Möglichkeiten, noch zu einem Kompromiss zu kommen.
Tatsächlich möchte doch keine der beteiligten Parteien schuld daran sein, dass es am Ende zu einem harten Brexit ohne Deal kommen könnte. Und selbst unter den Akteuren, die vorgeblich von einem Scheitern der Verhandlungen ausgehen, gibt es noch genügend Vertreter, die insgeheim eben doch noch an die politische Vernunft der Beteiligten und an ein Happy-end glauben.
Ein Geschenk, das eigentlich keines ist
Nun wird Boris Johnson bei seinem voraussichtlich für Mittwoch oder Donnerstag geplanten Treffen mit der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sozusagen als Mitbringsel einen bereits im gestrigen Bericht (vgl. HIER) erwähnten symbolischen Olivenzweig im Gepäck haben: Die kritischen Klauseln in der Gesetzesvorlage zum Binnenmarkt, der sogenannten Internal Market Bill, die gegen internationales Recht verstoßen würden, werden gestrichen. Eigentlich eher eine Selbstverständlichkeit als ein großzügiges Entgegenkommen.
Im ganzen Brexit-Getöse wäre beinahe untergegangen, dass der japanische Premierminister Yoshihide Suga gestern ein neues Konjunkturpaket in Höhe von umgerechnet 700 Mrd. USD angekündigt hat, mit dem der Covid-19-bedingte Wachstumseinbruch abgemildert werden soll. Ich vermag nicht zu überblicken, wie hoch sich das Gesamtvolumen aller Fiskalpakete der führenden Industrienationen derzeit berechnet. Aber allein in Japan sprechen wir mittlerweile von einer Gesamtsumme von umgerechnet rund 3 Billionen USD zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie.
Und noch ein Konjunkturpaket
Das jüngste Paket Japans kann sich übrigens durchaus mit dem messen, worüber fiskalpolitisch derzeit in den USA diskutiert wird. Dort ist der Ausgangspunkt für ein Konjunkturpaket zwar bei 908 Mrd. USD angesetzt, aber bislang scheint der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, von seinem viel kleineren Volumen von 500 Mrd. USD nicht wirklich lassen zu wollen. Dennoch: Das japanische Paket dürfte auch dazu beitragen, dass der Optimismus an den Aktienmärkten ungebrochen bleibt und größere Korrekturen anscheinend nicht zustande kommen wollen.
Unterdessen wirkten die EUR/USD-Händler gestern fast schon leicht gelangweilt und billigten dem Wechselkurs lediglich eine der engeren Bandbreiten dieses Jahres in Höhe von 40 Stellen zu. Damit hat die Gemeinschaftswährung innerhalb ihres Aufwärtstrends eine kleine Pause eingelegt. Allerdings bleibt der Trend in seiner steilen Version intakt, solange 1,2020/25 nicht verletzt wird.
Hinweis
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.