Trump macht den Dollar wieder groß
EUR USD (1,1820) Die USA befinden sich im Wahlkampf. Da zählt jedes Argument, das für den jeweiligen Kandidaten spricht. So muss man wohl auch das gestrige Statement von US-Präsident Donald Trump verstehen, der sich damit brüstete, den Dollar stark gemacht zu haben. Und er will es zur Chefsache machen, dass der Greenback noch stärker performt. Vorausgesetzt, man wählt ihn erneut ins Präsidentenamt.
Ein seltsamer Sinneswandel, denn derselbe Donald Trump hatte sich noch im Mai 2020 darüber beschwert, dass es in den USA nicht wie in anderen Staaten Negativzinsen gebe. Zwar begannen derartige Statements im Zuge der Covid-19 Krise allmählich zu verstummen, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Trump den Fed-Chef Jerome Powell vor allem im vergangenen Jahr immer wieder vor sich hergetrieben und eindringlich daran ermahnt hatte, dass die Zinsen in den USA zu hoch und der Dollar nicht wettbewerbsfähig sei.
Arbeitsmarkt nochmals verbessert
Und zum Thema Wahlkampf passte dann natürlich auch die gestern publizierte Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die für viele Ökonomen überraschend (Medianprognose +1.1 Mio.) niedrig ausfiel und zum ersten Mal seit der Corona-Krise sogar unter die Millionengrenze gefallen war: In der vergangenen Woche stellten 963.000 US-Amerikaner einen entsprechenden Antrag. Auch die Zahl der Anschluss-Anträge auf Arbeitslosenhilfe ist gesunken und lag mit 15,49 unter der Markterwartung von 15,8 Millionen im Mittel. Alles insgesamt eher positive Zahlen, die etwa vom ökonomischen Chefberater Donald Trumps, Larry Kudlow, sofort wahlkampftechnisch ausgeschlachtet wurden.
Unter Zeitdruck
Auch wenn die Entwicklung am Arbeitsmarkt zuletzt zu Optimismus Anlass gegeben haben mag und Kudlow im August sogar eine einstellige Arbeitslosenquote für möglich hält, dürfte die Zeit für die beiden immer noch um einen Kompromiss ringenden Parteien im Kongress knapp werden. Auch die zuletzt von Präsident Trump angeordneten zusätzlichen Arbeitslosenhilfen in Höhe von 400 USD pro Woche kommen zwar rückwirkend per 1. August zum Tragen, können aber frühestens in knapp zwei Wochen ausgezahlt werden. Auch steht zu befürchten, dass das Programm, das eigentlich bis Ende Dezember laufen soll, wesentlich früher beendet sein wird, sofern die Verhandlungen im Kongress zu keinem Ergebnis kommen. Denn Berechnungen von Kommentatoren zufolge – es geht um einen Etat von 44 Mrd. USD – dürfte die Finanzierung für das Hilfsprogramm basierend auf den derzeitigen Arbeitslosenzahlen bestenfalls für fünf bis sechs Wochen reichen.
Was den Dollar angeht, wollte dieser gestern Donald Trump keine Wahlkampfhilfe leisten, sondern schwächelte stattdessen. Im gleichen Zuge konnte sich der Euro innerhalb seiner Konsolidierung zwischen 1,1705 und 1,1915/25 (modifiziert) befestigen. Die Gemeinschaftswährung bleibt innerhalb der Zone jedoch nur in positiver Position, solange 1,1750 gehalten werden kann – das (korrektive) Risiko darunter beträgt heute immerhin 100 Stellen. Nach wie vor ist die Konsolidierung bzw. Korrektur jedoch nur als Pause im ohnehin übergeordneten Aufwärtstrend zu verstehen.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.