Ein Hauch von Inflation?
EUR USD (1,1805) Auch gestern entstand zunächst der Eindruck, der Euro wisse nicht so recht, wohin er will. Denn zum zweiten Mal hintereinander markierte die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar sowohl ein tieferes Tief im Vergleich zum Vortag als auch ein höheres Hoch. Allerdings gestern mit einer leicht bullishen Note, denn es blieb ein ordentlicher Tagesgewinn übrig.
Überraschende US-Zahlen
Die Begründung für den Euro-Anstieg oder besser formuliert: den Dollar-Rückgang, liegt auf der Hand. Sei es, dass die Inflation in den USA im Juli überraschend deutlich angestiegen ist. So zog der Konsumentenpreisindex gegenüber dem Vormonat um 0,6 Prozent an – doppelt so stark wie die Medianprognose der Ökonomen. Noch deutlicher wird dieser Anstieg, wenn man bedenkt, dass die Kernrate mit ebenfalls +0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat den stärksten Anstieg seit 1991 verbuchte. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es gerade einmal drei Monate her ist, dass die Inflation in der Kernrate auch einen traurigen Negativrekord (ebenfalls gegenüber dem Vormonat) aufstellte.
Indes: Im Jahresvergleich übersetzt sich der Anstieg der Kernrate auf ein Plus von 1,6 Prozent und liegt damit ebenfalls deutlich über der Medianprognose der Analysten. Allerdings scheint es mir übertrieben, die jüngsten Inflationszahlen als außergewöhnlich zu bewerten.
Keine Steuererleichterung durch die Hintertür
Im Kongress setzt sich der Streit um das neue Stimulus-Programm fort, und diese Auseinandersetzung dürfte den Dollar belasten. Immerhin hat das Weiße Haus das Dekret Donald Trumps vom vergangenen Wochenende insofern korrigiert, als die zusätzliche wöchentliche Arbeitslosenunterstützung von 400 USD pro Woche nun gänzlich aus Bundesmitteln und nicht – wie ursprünglich vorgesehen – zu einem Viertel aus den Etats der einzelnen Bundesstaaten bestritten wird.
Dennoch bedeuten die 400 USD pro Woche, die übrigens erst in zwei Wochen ausgezahlt werden können, einen deutlichen Einschnitt, verglichen mit den Hilfen von vormals 600 USD. Aber zumindest die Aktienmärkte scheint dies nicht sonderlich zu beeindrucken. Ebenso wenig wie das Statement von Finanzminister Steven Mnuchin, der erklärte, dass die von Trump am Dienstag angekündigte Möglichkeit, per Dekret die Besteuerung von Kapitalerträgen zu senken, wohl erst noch in ein Gesetz gefasst werden müsse. Mit anderen Worten: Diese steuerliche Entlastung ist zumindest in der laufenden Legislaturperiode vom Tisch.
Trotz der neuerlichen Schwächeanzeichen des Dollar bleibt der Euro zunächst noch in seiner Konsolidierungszone zwischen 1,1705 und 1,1920 gefangen. Allerdings mit einer signifikant positiveren Note, sofern 1,1835/40 überwunden wird. Nach wie vor ist die Konsolidierung ohnehin nur als Pause im übergeordneten Aufwärtstrend einzustufen, der in den kommenden Wochen auch die Kraft haben könnte, in Richtung 1,23 zu marschieren.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.