Dollar am Morgen

Sie ist wieder da

am
25. November 2020

EUR USD (1,1905)             Vor allen Dingen die Aktienmärkte jenseits des Atlantiks waren es, die gestern ein weiteres Mal Jubelstimmung vermittelten. Nun erregt es insbesondere bei den Medien große Aufmerksamkeit, wenn ein Index eine runde Zahl überschreitet. Das war gestern beim Dow-Jones-Index der Fall, denn er schaffte es zum ersten Mal, die 30.000er Marke zu überschreiten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Da ist zuallererst das Einlenken des Noch-Präsidenten Donald Trump zu nennen, der Behörden und Mitarbeiter angewiesen hat, mit dem designierten Präsidenten Joe Biden zusammenzuarbeiten.

 

Heimliche Chefin

Viel wichtiger für die Finanzmärkte ist indes die Tatsache, dass Joe Biden die ehemalige Fed-Präsidentin Janet Yellen als künftige Finanzministerin benannt hat. Und die Akteure wissen natürlich aus früheren Zeiten, was sie von Yellen zu erwarten haben. Nicht nur, weil sie als Garantin für eine lockere Geldpolitik der US-Notenbank galt. Vielmehr dürfte sich Yellen mit dieser Einstellung auch fiskalpolitisch so positionieren, dass sich mit der Notenbank eine enge Zusammenarbeit ergibt. Tatsächlich meinte ein Kommentator, dass Yellen nicht nur mit dem derzeitigen Fed-Präsidenten Jerome Powell eng zusammenarbeiten werde. De facto würde Yellen sogar im Zweifel das Sagen haben und wäre demnach so etwas wie die heimliche Fed-Chefin.

 

Mögliche Störfeuer aus dem Senat

Auf der anderen Seite wird sich Yellen vor allem, wenn es um große Konjunkturprogramme geht, womöglich mit einem starrköpfigen US-Senat herumschlagen müssen, sofern es den Demokraten nicht doch noch gelingt, bei den Nachwahlen in Georgia im Januar – und dies ist wenig wahrscheinlich – beide Senats-Sitze zu gewinnen. Denn man kann davon ausgehen, dass ein republikanischer Mehrheitsführer Mitch McConnell im Gegenteil ab sofort auf das untragbare Staatsdefizit und die hohe Verschuldung verweisen wird, die unter der Administration Trump naturgemäß kein Problem gewesen waren.

 

Noch mehr Risikofreude?

Man kann sich durchaus fragen, woher der Treibstoff für weitere Aufwärtsbewegungen in den Aktienmärkten kommen soll, nachdem gestern der Eindruck entstand, dass es kaum mehr Risiken gibt und die Welt vermeintlich nur noch aus positiven Nachrichten besteht. Eine Antwort darauf mögen die während der vergangenen beiden Wochen weiter deutlich gesunkenen impliziten Options-Volatilitäten an den US-Aktienmärkten geben, die vielerorts auf die Risikomodelle der Investoren einen Einfluss haben werden. Und zwar mit der Konsequenz, dass höhere Positionen gefahren werden dürfen.

Indes: Trotz aller Risikofreude ist der Dollar gestern erst spät leicht unter Druck geraten, und auch der Euro ist aus seiner engen Bandbreite der vergangenen Tage noch nicht ausgebrochen. Die Gemeinschaftswährung stellt sich immer noch stabil dar und wird dies auch bleiben, solange an der Unterseite das Niveau von 1,1795 gehalten werden kann.

 

Hinweis

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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