Sturm im Euro-Wasserglas
EUR USD (1,1855) Gestern war wieder einmal der Tag der Einkaufsmanager‑Indices (PMIs), die von Markit in einer ersten Schätzung für den Monat November publiziert wurden. Dabei hatte die Reihenfolge der Publikationen für den Verlauf des Euro-Wechselkurses gegenüber dem Dollar einen sichtbaren Einfluss.
Einkaufsmanager-Index der Eurozone enttäuscht
Beginnend mit der Eurozone sollte es eigentlich niemanden überrascht haben, dass der Einkaufsmanagerindex in der zusammengefassten Version für das verarbeitende Gewerbe und die Dienstleister angesichts der Covid-19-Restriktionen mit 45,1 gegenüber Oktober wieder deutlich zurückgefallen ist. Wir erinnern uns: Im Vormonat befand sich diese Messzahl exakt auf der Marke von 50,0, der Schwelle, die bekanntlich als Trennlinie zwischen Rezession und Expansion gilt. Allerdings lag die Median- Schätzung der Ökonomen mit 45,6 nicht viel höher. Und wenn man bedenkt, dass die pessimistischste Prognose bei 35 lag, könnten unverbesserliche Optimisten fast schon behaupten, dass es hätte schlimmer kommen können. Indes: Für die Eurozone ist für das vierte Quartal eine neuerliche Kontraktion – die wirtschaftliche Schrumpfung wird im Schnitt mit 2,0 Prozent prognostiziert – wohl unausweichlich.
Positives aus Deutschland
Die Dienstleister hat es angesichts der Lockdown-Maßnahmen, die in verschiedenen Staaten der Eurozone mit unterschiedlicher Ausprägung angeordnet wurden, besonders hart getroffen. In Summa notiert der Index bei 41,3, während derjenige für die Industrie mit 53,6 zwar gegenüber dem Vormonat leicht zurückfiel, aber immer noch im expansiven Bereich liegt. Sucht man nach positiven Überraschungen, kann man nach Deutschland blicken, wo der zusammengesetzte vorläufige Einkaufsmanagerindex von Dienstleistern und verarbeitendem Gewerbe (Composite) immerhin mit 52,0 angegeben wurde.
Per Saldo reagierte der ohnehin mit positiven Vorgaben gestartete Euro zunächst mit weiteren leichten Kursgewinnen, die allerdings exakt an unserem ersten Angebotsniveau bei 1,1900/05 hängen geblieben sind.
USA kommen besser davon
Dann ergab sich am Nachmittag für die USA ein komplett anderes Bild: Trotz der dortigen ungünstigen Covid-19-Situation samt der damit einhergehenden Restriktionen blieben negative Einflüsse wie in der Eurozone zumindest im November bislang aus. Vielmehr zeigte der zusammengesetzte Markit-Einkaufsmanagerindex (Composite) in der vorläufigen Version mit 57,9 den besten Wert seit März 2015. Dabei liegen die Werte für die Dienstleister (57,7) und das verarbeitende Gewerbe (56,7) recht eng beieinander. In einer ersten Reaktion konnte der Greenback deutlich zulegen und drückte dabei den Euro ziemlich genau bis auf unseren Stabilitätspunkt von 1,1795, bevor es abermals zu einer Erholung kam. Denn den Akteuren wurde bei genauerem Hinsehen vermutlich klar, dass mit diesen ermutigenden Zahlen steigende Preise einhergehen. Und zwar sowohl bei der Produktion und den Arbeitskosten als auch bei den durchschnittlichen Absatzpreisen für Güter und Dienstleistungen – letztere stiegen so stark wie noch nie seit Beginn der Markit-Erhebung.
Am Ende des Tages stand der Euro dann doch nur minimal schwächer als bei seiner Eröffnung da und hat seine Stabilität durch den gestrigen Sturm im Wasserglas nicht verloren. Das dafür entscheidende Niveau, das nicht unterlaufen werden darf, bleibt bei 1,1795.
Hinweis
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.