Powell setzt auf harte Fakten und Zahlen
Wer sich von der gestrigen Rede des Fed-Chefs Jerome Powell beim IWF Neues oder gar Richtungsweisendes erhofft hatte, dessen Erwartung war zu hochgesteckt. Sicherlich geht Powell wie alle anderen Akteure an den Finanzmärkten aufgrund der Fortschritte bei der Verimpfung der Bevölkerung, aber vor allem wegen der geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen von deutlich verbesserten konjunkturellen Aussichten für die USA aus. Nicht zuletzt auch wegen der Entwicklung am US-Arbeitsmarkt, dessen Zahlen für den Monat März vor einer Woche bekanntlich für Aufsehen sorgten.
Fed-Chef bleibt zurückhaltend
Dass mehr als 900.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft neu geschaffen wurden (die sog. Nonfarm Payrolls), stellte für viele Akteure (vgl. auch meinen Kommentar dazu HIER) eine so außerordentlich positive Überraschung dar, dass mancher für die verbleibenden neun Monate dieses Jahres einmal schnell eine Hochrechnung anstellte und fantasierte, dass damit bis Jahresende die aufgrund der Pandemie verlorenen Arbeitsplätze fast wieder wettgemacht wären. Auch Jerome Powell hat der Arbeitsmarktbericht vom März sicherlich gefallen, doch ließ er sich in besagter Rede nicht dazu hinreißen, eine ähnliche Rechnung aufzumachen. Vielmehr besteht der Fed-Chef darauf, dass sich eine Serie solch guter Stellenzuwächse erst einmal in Form von harten Zahlen einstellen muss. Und dann sehe man weiter. Ansonsten gab es nichts, was die Finanzmärkte in ihrem Optimismus und der damit verbundenen Risikofreude störte.
Jobwunder in den USA nicht garantiert
Dass es womöglich doch nicht so flott mit dem Arbeitsmarkt in den USA vorangehen könnte, mutmaßten gestern einige Kommentatoren. Denn die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche zum 3. April übertrafen mit einem Plus von 744 Tsd. nicht nur die pessimistischste Schätzung von rund drei Dutzend Ökonomen. Vielmehr handelt es sich um den zweiten Anstieg der Erstanträge hintereinander – ein Faktum, das allerdings noch keinen Trend ausmacht, aber zumindest ein kleines Indiz dafür darstellen könnte, dass man mit Hochrechnungen bei den neu geschaffenen Stellen auf Basis des vorgenannten März-Ergebnisses vorsichtig sein sollte.
Unterdessen hat der Dollar auch gestern wieder nachgegeben, möglicherweise auch, weil die Renditen an den US-Anleihemärkten, gemessen an den Treasuries mit zehnjähriger Laufzeit, mit zuletzt rd. 1,63 Prozent offenbar in einer Konsolidierung feststecken. Für den Euro bedeutet dies, dass er von Beginn des Monats bis gestern, abgesehen von einer Ausnahme, an allen Handelstagen mit einem Plus geschlossen hat. Dabei bleibt die Situation der Gemeinschaftswährung stabil, solange nunmehr 1,1780/85 nicht mehr unterlaufen wird. Überdies wäre der schwache kurzfristige Abwärtstrend des Euro mit Überschreiten von 1,1950/55 auch noch beendet.
Hinweis
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.