Plötzlich zurückgemeldet
EUR USD (1,1715) Ein interessanter Handelstag liegt hinter uns. Weniger beim Dollar oder Euro. Dieser hatte nämlich so seine Schwierigkeiten, eine klare Richtung einzuschlagen. Für einen Moment sah es tatsächlich so aus, als ob die Gemeinschaftswährung im Anschluss an die Veröffentlichung des ZEW-Index für Deutschland ihren Aufwärtstrend ohne Absolvieren einer größeren Konsolidierungszone wieder aufnehmen wollte. Denn die Umfrage war hinsichtlich der Erwartungskomponente deutlich besser ausgefallen als erwartet. Aber trotz der guten Zahlen wollte der Euro in einem technisch nicht ungünstigen Umfeld in den Stunden nach der Publikation dann doch nicht abheben.
ZEW-Umfrage als Auslöser?
Ganz anders gestaltete sich das Geschehen an den heimischen Aktienmärkten. Dort wurde der starke Anstieg des DAX gegenüber dem Vortag von zeitweise rund 2,8 Prozent eben diesen ZEW-Daten zugeschrieben. Daten, bei denen es sich häufig weniger um ein fundamentales Stimmungsbild handelt, sondern vielmehr um ein Spiegel der Erwartungen von Analysten und Börsianern.
Indes: Ein Großteil des gestrigen Kurssprungs im deutschen Aktienmarkt hatte sich bereits vor Publizierung dieser Zahlen vollzogen. Tatsächlich stelle ich immer wieder fest, dass der ZEW-Index gerne dann als Auslöser für Aktienbewegungen bemüht wird, wenn es an anderen Erklärungen mangelt.
Russlands Impfstoff
Denn es ist schon bemerkenswert, wie stark der DAX in der Anfangsphase des gestrigen Handelstages reagierte. Gut möglich, dass die Ankündigung von Staatspräsident Wladimir Putin, Russland habe als erster Staat der Welt einen wirksamen Covid-19-Impfstoff zugelassen, zu Aktienkäufen verleitet hat.
Indes: Während der DAX in den Stunden vor 11 Uhr besonders stark zulegte, hinkten die US-Futures auf den S&P 500 – trotz Rekordhochs – doch deutlich der Aufwärtsbewegung hinterher. Vielleicht kann man es sich noch nicht wirklich vorstellen, dass dereinst Amerikaner Schlange stehen werden, um sich mit einem russischen Impfstoff gegen Covid-19 immunisieren zu lassen.
Trumps nächster Streich?
Vielleicht mochte man aber auch hierzulande der Idee etwas abgewinnen, dass Donald Trump womöglich auch noch eine Senkung der Steuer auf Kapitalerträge per Executive Order anordnen könnte. Zumindest scheint er darüber nachzudenken und einen derartigen Schritt ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Dies hat er übrigens schon häufiger getan, wobei ein derartiges Dekret rechtlich – wie teilweise schon die vorherigen vom Wochenende – nicht unumstritten wäre. Auch wäre es mehr als fraglich, ob eine Senkung der Steuer auf Kapitalerträge überhaupt der breiten Bevölkerung zugutekäme. Auf jeden Fall aber den Wohlhabenden.
Banale Short-Squeeze?
Tatsächlich sieht vor allem die DAX-Entwicklung des gestrigen Handelstages vielmehr nach einer Short-Squeeze kurzfristig orientierter Akteure aus, die sich womöglich auf die Komplettierung einer gut sichtbaren charttechnischen Formation (Schulter-Kopf-Schulter) mit größerem Abwärtspotenzial verlassen haben. Zumindest für mich scheint dies mangels triftiger ökonomischer Gründe die beste Erklärung zu sein. Wie sonst hätte sich der DAX so plötzlich so eindrucksvoll zurückmelden können?
Doch zurück zum Euro. Dieser ist nämlich im Rahmen seiner Konsolidierung zwischen 1,1705 und 1,1920 an der Unterseite durch den gestern am Ende doch noch nur „neutralen“ Tag nicht sonderlich gut unterstützt. Aber nach wie vor ist diese Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit nur als ein korrektives Intermezzo im übergeordneten Aufwärtstrend einzustufen, wobei sich die Ausgangslage für den Euro erst oberhalb von 1,1840/45 wieder deutlich verbessert.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.