Orientierungslos durchs Sommerloch?
Seit fünf Handelstagen dasselbe Spiel: Weder dem US-Dollar noch dem Euro will es so recht gelingen, eine neue Richtung einzuschlagen. Immerhin gab es im Gegensatz zu den langweiligen Tagen der Vorwoche einen Unterschied: Nach vier Versuchen der Gemeinschaftswährung, nach oben einen nennenswerten Impuls zu setzen, versuchte man sich gestern an der Unterseite. Ebenfalls ohne Erfolg. Natürlich kann man diese Lethargie, die nicht nur den Euro-Handel, sondern zu Teilen auch die Aktienmärkte erfasst hat, mit Sommerträgheit oder auch mit dem bevorstehenden Halbjahresultimo begründen.
Ich habe allerdings den Eindruck, dass einige Akteure nach den vielen Reden der FOMC-Mitglieder aus der vergangenen Woche in Sachen Notenbankpolitik, insbesondere was den geldpolitischen Kurs der Fed betrifft, nicht mehr so recht weiter wissen. Auch wenn die Fed nun vielerorts etwas hawkisher als zuvor eingeschätzt wird, spiegelt sich dies nicht in den langfristigen Renditen der US-Staatsanleihen wider. Denn diese gerieten gestern erneut leicht unter Druck.
Rückbau von Euro-Long-Positionen
Nun gab es gestern keine wichtigen ökonomischen Daten, aber ich möchte zumindest, wenn auch leicht verspätet, den Blick auf die jüngsten Positionsdaten der CFTC-Meldung vom vergangenen Freitag lenken. Demnach hatten sich nämlich im Gefolge der US-Notenbanksitzung von Mitte Juni die spekulativen Euro-Long-Positionen an der Chicagoer Futures-Börse in der Woche per 22. Juni gegenüber der Vorperiode um knapp 25 Prozent verringert. Dennoch handelt es sich bei den verbliebenen 89 Tsd. Kontrakten immer noch um die mit Abstand größte spekulative Währungsposition.
Und auch wenn man bedenkt, dass diese Positionen für den Gesamtmarkt nicht repräsentativ sein mögen, ergeben sie dennoch ein Stimmungsbild der Akteure – zumindest haben die sogenannten Dot-Plots, die Zinsprognosen der FOMC-Mitglieder, deutliche Spuren in der Positionierung hinterlassen. Nicht umsonst hatte ich mich bereits vor dieser Positionsermittlung (HIER) darüber ausgelassen, dass es seinerzeit beim Euro-Stopp-Loss Verkäufe gegenüber dem US-Dollar gegeben haben dürfte.
Jetzt hat es fast schon den Anschein, als ob die Akteure an den Devisenmärkten das nächste ökonomische Großereignis, den US-Arbeitsmarktbericht, am Freitag abwarten wollen, bevor weitere Positionsentscheidungen getroffen werden. Der Euro bleibt gegenüber dem US-Dollar jedenfalls in seinem lethargischen Zustand. Dessen kurzfristiger Abwärtstrend dürfte jedenfalls erst unterhalb von 1,1875 wieder etwas aufleben.
Hinweise
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.
Wegen Wartungsarbeiten gibt es den nächsten Kommentar Dollar am Morgen erst wieder
am Mittwoch, den 1. Juli.