Mehr als ein Hoffnungs-Trade
EUR USD (1,1775) Eine Handelsbandbreite von rund 50 Stellen, wie gestern beim Euro gegenüber dem US-Dollar, spricht nicht gerade für einen aufregenden Handelstag. Und so ist es auch kein Wunder, dass die Finanzmarktakteure ihr Hauptaugenmerk auf die Aktienmärkte legten: Der heimische DAX überwand zum Erstaunen manches Kommentators nahezu mit einer gewissen Leichtigkeit die 13.000er Marke, als ob es sich um ein neues Allzeithoch gehandelt hätte. Tatsächlich taten sich die Marktteilnehmer wahrscheinlich schwer, den ausgerechnet gestern geschehenen Anstieg der Aktienindices dies- und jenseits des Atlantiks zu begründen. Und so musste wieder einmal das während der vergangenen Tage fast schon zum Generalpardon für alles Unerklärbare angeführte Argument herhalten, dass man doch noch auf ein Stimulus-Paket vor dem Wahltag in den USA hoffe. Indes: Es sieht so aus, als ob die Aktienmärkte den Möchtegern-Bullen wieder einmal davonlaufen würden.
Immer noch rund 11 Millionen Bezieher von Arbeitslosenhilfe
Die gestern publizierten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA für die am 2. Oktober endende Woche sollten eigentlich verdeutlichen, wie sehr ein neues Konjunkturpaket vonnöten ist. Aber die Akteure an den Finanzmärkten sind es schon längst müde geworden, auf die wöchentlich veröffentlichten Erstanträge (840.000) überhaupt zu reagieren. Und die Feststellung klingt fast schon zynisch, dass die fortgesetzten Anträge auf Arbeitslosenhilfe mit 10,98 Millionen „besser“ als von den Ökonomen im Mittel (11,4 Mio.) erwartet ausgefallen sind. Kurzum: Die Händler interessieren diese Zahlen offensichtlich genauso wenig wie viele US-Politiker.
Vor Verhandlungen den Chef fragen
Aber es wird immerhin positiv aufgenommen, dass US-Finanzminister Steven Mnuchin einem Medienbericht zufolge durchblicken ließ, er könne sich vorstellen, die Verhandlungen zum Stimulus-Paket mit der Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, noch einmal aufzunehmen – sofern Donald Trump zustimmt. Allerdings machte Pelosi gestern deutlich, dass es nicht wie vom US-Präsidenten vorgeschlagen einen separaten Gesetzentwurf (Stand Alone Bill) zur Unterstützung der Luftfahrtgesellschaften geben wird. Nicht ohne einen größer angelegten Hilfsplan. Genauso wenig kann man sich vorstellen, dass Trump noch vor dem Wahltag für sein Vorhaben, jedem US-Bürger einen von ihm höchstpersönlich unterschriebenen Scheck in Höhe von 1.200 USD auszuhändigen, den Segen der Demokraten erhalten wird. Aber dennoch hoffen die Aktienmärkte weiterhin auf einen Deal.
Und der Euro? Der hält sich wie gehabt trendtechnisch gesehen im Niemandsland auf und bleibt oberhalb von 1,1685/90 stabil. Zur Eröffnung eines neuen kurzfristigen Aufwärtstrends muss nach wie vor 1,1860 überwunden werden.
Hinweis
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.