Die Angst vor der 5 vor dem Komma
Vielleicht blieb es gestern deshalb vergleichsweise ruhig an den Finanzmärkten, weil für heute die Zahlen zur US-Konsumentenpreisinflation zur Veröffentlichung anstehen. Für den Monat Juni wird im Mittel ein Anstieg des Index um 4,9 Prozent (Kernrate 4,0 Prozent) gegenüber dem Vorjahr von den Märkten erwartet. Wobei ein gewisser Effekt beachtet werden sollte: Im Ernstfall klingen 5,0 deutlich höher als 4,9 Prozent. Im Einzelhandel würde man von Schwellenpreisen sprechen, weil sich 1 Liter eines bestimmten Kaltgetränkes für 0,99 leichter als für einen runden Euro verkaufen lässt. Gut möglich, dass dem einen oder anderen Akteur der Schreck in die Glieder fährt, wenn bei der US-Konsumentenpreisinflation tatsächlich die fünf vor dem Komma stehen sollte.
Neue Allzeithochs
Die Aktienmärkte scheint das aber alles nicht groß zu scheren, und Inflation, solange die US-Notenbank sie als vorübergehend betrachtet, macht sowieso niemandem etwas aus. Zumindest, solange keine ernsthafte Diskussion über ein Zurückfahren der Wertpapierkäufe der Fed einsetzt. Tatsächlich kommen dann wie gestern Kommentare vom Chef der Fed von York wie gerufen. So hatte John Williams geäußert, dass die US-Wirtschaft noch keinen weiteren wesentlichen Fortschritt erreicht hätte. Nichts Marktbewegendes, aber eben auch nichts Beunruhigendes. Dies- und jenseits des Atlantiks gab es jedenfalls wieder neue Allzeithochs zu bejubeln.
Blick nach Chicago
Und so wundert es auch nicht, dass der Euro gestern gegenüber dem US-Dollar nicht aus der Handelsspanne vom vergangenen Freitag herausfand. Was indes den Trend der Gemeinschaftswährung angeht, bleibt dieser dennoch abwärts gerichtet. Diese Stimmung vermitteln auch die am Freitag veröffentlichten Positionszahlen der CFTC, die in der Woche per 6. Juli zum vierten Mal hintereinander einen Rückgang spekulativer Euro-Long-Positionen an der Chicagoer Futures-Börse zu vermelden hatten. Dabei ging es immerhin um ein Abschmelzen der Engagements in einer Größenordnung von mehr als 10 Prozent auf nunmehr 77,2 Tsd. Kontrakte. Natürlich werde ich nicht müde zu betonen, dass diese Daten weder repräsentativ für den Gesamtmarkt noch zeitnah sind. Dennoch vermitteln sie zumindest ein gewisses Stimmungsbild.
Am Ende des gestrigen Tages kann man auf jeden Fall resümieren, dass es der Gemeinschaftswährung abermals nicht gelungen ist, das Niveau von 1,1895/00 in Angriff zu nehmen, um den auf dem Euro lastenden Druck etwas zu mindern. An der Unterseite bleibt 1,1770/75 (modifiziert) das Niveau, das von vielen Akteuren als Auslöser weiterer Kursrückgänge für den Euro eingestuft werden dürfte.
Hinweis
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.