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Der Tag danach

am
22. Juli 2020

EUR USD (1,1535)             Nun liegt das Ende des EU-Sondergipfels gerade einmal 24 Stunden hinter uns – und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Nicht nur, weil es eine Riesenanstrengung bedeutete, 27 EU-Mitgliedsstaaten auf einen Nenner zu bringen und dem Sondergipfel nur einige Minuten fehlten, um als der längste Gipfel aller Zeiten in die Geschichtsbücher einzugehen. Kompromisse waren notwendig. Und wenn die Hauptkritik der Journalisten darin bestand, bis zur Verkündigung des Deals hätte es ja auch lange genug gedauert, dann ist dies eher der misslungene Versuch, das gute Ergebnis zu relativieren. „Nicht auszudenken, wenn das nicht geklappt hätte“, lautete ein Kommentar, den man nicht nur einmal zu hören bekam. Auch war zu vernehmen, das Wiederaufbau-Paket sei nicht groß genug.

 

In trockenen Tüchern

Tatsächlich wird der Deal als Entscheidung von historischer Tragweite in die Annalen der EU eingehen, und diesen Erfolg können vor allem Frankreich und Deutschland für sich reklamieren. Denn nach ihrer gemeinsamen Geldpolitik hat die EU nun zum ersten Mal in ihrer Geschichte den Grundstein für eine gemeinsame Fiskalpolitik gelegt: Die Union wird durch die gemeinsame Emission von Anleihen einen riesigen Geldbetrag einbringen und an diejenigen Mitglieder verteilen, die von der Corona-Pandemie am härtesten getroffen wurden.

Tatsächlich wird der Deal als Entscheidung von historischer Tragweite in die Annalen der EU eingehen, und diesen Erfolg können vor allem Frankreich und Deutschland für sich reklamieren. Denn nach ihrer gemeinsamen Geldpolitik hat die EU nun zum ersten Mal in ihrer Geschichte den Grundstein für eine gemeinsame Fiskalpolitik gelegt: Die Union wird durch die gemeinsame Emission von Anleihen einen riesigen Geldbetrag einbringen und an diejenigen Mitglieder verteilen, die von der Corona-Pandemie am härtesten getroffen wurden. Auch wenn die Details und die Beschlüsse des Corona-Pakets noch in Gesetze gefasst werden und das EU-Parlament dem Deal auch noch zustimmen muss, ist es unwahrscheinlich, dass das Vorhaben auch angesichts der Schwere der Pandemie noch zum Platzen gebracht werden könnte.

 

Unterschiedliche Ausgangslage

Nun ist die Reaktion der Finanzmärkte auf die Verkündigung des Deals recht unterschiedlich ausgefallen. Während die Aktienmärkte der Eurozone anfangs mit deutlichen Kursaufschlägen reagierten, zeigte sich der Euro im Verhältnis zum US-Dollar eher zurückhaltend. Nachdem die Gemeinschaftswährung nämlich im Vorfeld peu à peu an Wert gewonnen hatte, gab es nach Verkündigung des Deals erst einmal einen Rücksetzer, für den die Händler auch sofort eine Erklärung parat hatten: „Buy the rumour, sell the fact“. Euro-Positionen, die im Vorfeld des Gipfels in der Hoffnung auf dessen Erfolg kurzfristig aufgebaut worden waren, wurden offenbar umgehend glattgestellt. Allerdings richteten diese Glattstellungen keinen größeren Schaden an.

An den Aktienmärkten mag die Reaktion vor allen Dingen deswegen so positiv ausgefallen sein, weil die Ausgangspositionierung bereits seit Wochen short-lastig war und infolgedessen das eine oder andere Engagement in den steigenden Markt hinein zurückgekauft werden musste.

Spätes Aufbäumen

Bis zum Nachmittag des gestrigen Handelstages verhielt sich der Euro so, als sei gar nichts geschehen, und trat auf der Stelle. Und interessanterweise nahm er erst Fahrt auf, als etwa der hiesige Aktienindex DAX erste Anzeichen der Schwäche offenbarte. Dabei markierte die Gemeinschaftswährung sogar ein neues Jahreshoch und gleichzeitig den höchsten Stand seit Januar 2019.

Im gleichen Zuge darf nun 1,1390/95 nicht mehr unterlaufen werden, um den Euro in seiner starken Position und seinem kurzfristigen Aufwärtstrend (Potenzial 1,1610 und höher) zu halten.

 

 

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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