Dollar am Morgen

Bullish trotz Angst vor Rezession

am
19. August 2020

EUR USD (1,1930)             Es ist schon bemerkenswert, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar ausgerechnet gestern die Oberseite seiner Konsolidierungszone zwischen 1,1715 und 1,1930 aufgerissen hat. Zumal die gestern publizierten Ergebnisse der Umfrage der Bank of America, für die vom 7. bis 13. August Fonds-Manager interviewt wurden, gezeigt hatten, dass weder der Dollar noch der Euro unter den genannten größten drei Positionen („most crowded trades“) rangierten. Long-Positionen im Tech- und Wachstumssektor (genannt von 59 Prozent der befragten Investoren), Gold (23 Prozent) sowie Unternehmensanleihen (8 Prozent) standen stattdessen auf dem Siegertreppchen.

 

BofA: Aktienmärkte nun im Bullen-Modus

Immerhin scheint sich nun die Meinung bei den Investoren durchzusetzen, dass es sich bei der Entwicklung an den internationalen Aktienmärkten nicht mehr um eine Rallye im Bärenmarkt, sondern um einen Bullenmarkt handelt. Aber trotz eines neuen Allzeithochs gestern beim S&P 500 US-Aktienindex kann man die Stimmung an den globalen Aktienmärkten zwar als bullish, aber nicht gerade als euphorisch bezeichnen. Trotz dieses Sentiment-Umschwungs erwartet nur eine Minderheit von 17 Prozent der Investoren, dass die Erholung der Weltwirtschaft die Form eines V annehmen wird. 53 Prozent der Befragten gehen immer noch von einer Rezession aus!

 

Aktien der Eurozone deutlich übergewichtet

Übrigens: Netto 33 Prozent[1] der Fondsmanager gaben in der August-Umfrage der BofA an, in Aktien der Eurozone übergewichtet zu sein. Das entspricht fast einer Verdoppelung gegenüber dem Vormonatswert! Dies bestätigt, dass der plötzliche Anstieg des DAX am 11. August (es handelte sich um ein Plus von zeitweise 2,8 Prozent an einem einzigen Handelstag) mit hoher Wahrscheinlichkeit durch internationale Kapitalzuflüsse entstanden sein dürfte.

Aber zurück zum Euro. Dieser hat gegenüber dem Dollar gestern nicht nur die Obergrenze seiner Konsolidierung – möglicherweise etwas vorschnell – aufgebrochen, sondern auch noch ein neues 27-Monats-Hoch markiert. Die Gemeinschaftswährung bewegt sich daher weiterhin im Aufwärtstrend, der allerdings noch durch Anschlussnachfrage etwas mehr Momentum in Richtung 1,2015/20 entwickeln sollte. Ein Rückschlag unter 1,1810/15 würde indes die kurzfristigen bullishen Ambitionen des Euro begraben und dem übergeordneten Aufwärtstrend einen Dämpfer versetzen.

 

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

 

[1] Saldo aus übergewichteten und untergewichteten Investoren

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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