Dollar am Morgen

Bullish ohne Limit

am
17. März 2021

Zumindest für viele Teilnehmer an den Finanzmärkten, insbesondere für die internationalen Fondsmanager, die die Bank of America (BofA) monatlich befragt, hat die Covid-19-Pandemie ihren Schrecken offenbar verloren. Zumindest steht sie in der März-Umfrage der Bank nur noch auf Rang drei bei den von Investoren benannten Extremrisiken, und das zum ersten Mal seit Februar 2020. Stattdessen schätzen nun die Fondsmanager eine höher als erwartete Inflation als größte Gefahr für die Märkte ein. An zweiter Stelle der Extremgefahren steht ein sogenanntes „Tantrum“, ein heftiger Sell-Off am Bondmarkt. Ganz nebenbei bemerkt: Unter den sechs größten Risiken für die Finanzmärkte taucht China überhaupt nicht mehr auf.

 

Ab wann wird’s heiß?

Aber die Anleihemärkte in den USA sind derzeit nun einmal viel interessanter als deren Handelsbeziehungen zu China. Und so galt auch ein Teil der BofA-Umfrage den US-Anleiherenditen mit zehnjähriger Laufzeit: Die Fondsmanager wurden befragt, wie hoch die Rendite dieser Papiere steigen müsste, um eine zehnprozentige Korrektur an den Aktienmärkten auszulösen. Die größte Gruppe der Befragten (43 Prozent) nannte die Marke von 2 Prozent, die hierfür überschritten werden müsste. 2 Prozent ist ohnehin ein Niveau für die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen, das nach derzeit rd. 1,60 Prozent als nächste große Marke unter den Akteuren an den Finanzmärkten genannt wird.

 

Schneller sein als die anderen

Aber man darf nun davon ausgehen, dass viele Akteure mit einer etwaigen Absicherung an den Aktienmärkten nicht mehr warten werden, bis die 2-Prozent-Marke tatsächlich überschritten ist. Wahrscheinlich wird man schon bei 1,95 Prozent – oder vorsichtshalber bereits bei 1,9 Prozent – vorsichtig werden, allein schon um dem Gros der anderen Akteure zuvorzukommen. Interessant in diesem Zusammenhang: 55 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihrer Einschätzung nach die Aktienmärkte im späten Stadium eines Bullenmarktes befinden, aber nur 15 Prozent der Investoren gehen derzeit von einer Blasenbildung aus. Müßig zu sagen, dass netto 91 Prozent der Investoren – so viel wie noch nie – eine stärkere Konjunktur auf Sicht von zwölf Monaten erwarten. Netto 93 Prozent (+7 Prozent ggü. Vormonat) rechnen nun mit steigender Inflation im gleichen Zeitraum.

 

Vor der FOMC-Sitzung

Kein Wunder, dass der heute endenden Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) ganz besondere Bedeutung zukommt, insbesondere den Zins-Prognosen der FOMC-Mitglieder, den sogenannten Dot-Plots sowie den Vorhersagen für Wachstum und Inflation. Obwohl die Fed immer wieder deutlich gemacht hat, dass die Dot-Plots nicht als Signal für geldpolitische Absichten interpretiert werden dürften. Indes: Die Kommentatoren werden ganz genau auf jeden Unterton achten, den Fed-Chef Jerome Powell während der Pressekonferenz anschlagen wird.

Im Vorfeld der FOMC-Sitzung hat der Euro gestern gegenüber dem US-Dollar zum dritten Mal hintereinander einen kleinen Tagesverlust eingefahren. Allerdings wirkt das Momentum des derzeit vorherrschenden, kurzfristigen Abwärtstrends nicht überzeugend. Um eine Korrektur desselben einzuleiten, müsste die Gemeinschaftswährung nur noch das Niveau von 1,1960 überwinden.

 

Hinweis

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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