Wirtschaft

Windfall-Profit: Wie man den Konsum mit unverhofften Gewinnen ankurbelt

am
23. Juni 2010

Auch wenn Deutschland nicht so stark unter Druck steht wie andere Länder Europas, hat es sich selbst ein Sparpaket verordnet. Sehr zum Missfallen einiger US-Ökonomen, allen voran Paul Krugman, der diese Sparsamkeit als großen Fehler geißelt. Aber selbst wenn Deutschland diesem Zwischenruf folgen sollte, wären Steuersenkungen hierzulande zur Ankurbelung der Konjunktur zurzeit nicht nur schwer durchsetzbar, sondern auch unsinnig. Denn die Deutschen würden dieses höhere verfügbare Einkommen ohnehin nicht verkonsumieren. Geld, von dem sie wüssten, dass sie es möglicherweise schon bald wieder zurückzahlen müssten.. Bleibt also die Frage, wie eine Regierung die Konsumenten anderweitig dazu bringen könnte, ihre Ersparnisse anzugreifen, ohne selbst dafür allzu viel Geld einsetzen zu müssen.

In der Standardökonomie ist ein Euro ein Euro, egal wo er herkommt und wofür er ausgegeben wird. Die psychologische Realität ist indes eine andere. Weil die Menschen diese Euros auf so genannten mentalen Konten verbuchen, streng sortiert nach Herkunft, Betrag und Zweck. Mit hart erarbeitetem Geld verfährt man naturgemäß umsichtiger, als mit einem überraschenden Lotteriegewinn. Und so fühlen sich die meisten Menschen verpflichtet, wenigstens einen kleinen Teil ihres monatlichen Einkommens zu sparen, während eine unerwartet höher ausgefallene Steuerrückzahlung, schnell einmal bei einem Abendessen auf den Kopf gehauen wird.

Mit Blick auf Deutschland lässt sich sagen, dass die jüngeren Menschen generell mehr zum Konsum tendieren, während der ältere, immer größer werdende Teil der Bevölkerung mit den Jahren immer weniger Geld ausgibt. Diesem Trend könnte man jedoch mit einer Erbschaftssteuer von 100 Prozent entgegentreten, während man Schenkungen zu Lebzeiten steuerfrei hält. Natürlich würden die so vielerorts vorzeitig begünstigten Deutschen der nächsten Generation nicht sinnlos das von den Eltern hart erarbeitete Erbe verprassen. Aber mit einem kleinen Teil dieses unverhofften Segens würde man sich vielleicht doch die eine oder andere Anschaffung leisten, die bislang nicht drin war. Weil man mit dem Geld eigentlich nicht rechnen konnte.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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