Entscheidung vertagt
EUR USD (1,1205) Wie sehr die Finanzmärkte nach einer positiven Nachricht lechzten, zeigte sich an der gestrigen Reaktion der Börsen dies- und jenseits des Atlantiks auf Medienberichte, wonach US-Präsident Donald Trump vorerst keine Strafzölle auf Fahrzeugimporte verhängen wird. Insbesondere für die EU und Japan als Hauptbetroffene bedeutet dies eine Pause von bis zu sechs Monaten, abhängig vom Verlauf der jeweiligen weiteren Handelsgespräche mit den USA. Allerdings hatten die meisten Lobbyisten der Auto-Industrie ohnehin damit gerechnet, dass die Trump-Administration die Entscheidung zu den Zöllen auf Kraftfahrzeuge und deren Bauteile, die eigentlich erst am 18. Mai fällig gewesen wäre, vertagen würde. Aber vor allen Dingen die Aktienmärkte quittierten die Meldung mit einem Kurssprung, und selbst der Euro erholte sich für seine Verhältnisse zeitweise deutlich von seinem Tagestief bei 1,1175.
Ganz offensichtlich, so die Analyse vieler Kommentatoren, wolle der US Präsident nach der Eskalation im US-chinesischen Handelsstreit nicht noch eine weitere Front eröffnen. Daraus könnte man allerdings auch negativ schließen, dass der Streit mit China wohl nicht auf die Schnelle gelöst werden wird.
Bevor diese weithin positiv aufgefassten Meldungen eintrafen, hatte sich der Euro peu à peu abgeschwächt, wobei die typischen Fluchtwährungen Schweizerfranken und Yen erneut gesucht waren. Nicht zuletzt auch wegen der unsicheren Lage in der Golfregion.
Ökonomische Daten wenig gefragt
Gegenüber neuen ökonomischen Daten blieb der Dollar indes immun, wenn man etwa an die enttäuschend ausgefallenen US-Einzelhandelsumsätze des Monats April denkt. Diese sind natürlich neben anderen Daten in die neue Prognose des Modells der Fed von Atlanta (GDPNow) eingegangen: Danach würde das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal (annualisiert und saisonbereinigt) nur noch 1,1 Prozent betragen, also 0,5 Prozent weniger, als noch am 9. Mai berechnet wurde.
Keine richtige Entspannung gab es auf der Euro-Seite bei der Entwicklung der Renditen italienischer Staatsanleihen, deren Renditevorsprung sich gegenüber deutschen Bundesanleihen im Zehnjahresbereich temporär auf rund 291 Basispunkte erhöhte und damit fast das Jahreshoch von Anfang Februar (rund 293 Basispunkte) erreichte. Damit bleibt der Euro in seiner Seitwärtsentwicklung zwischen 1,1125 und 1,1375 zumindest heute noch bei 1,1155 ordentlich nachgefragt, während sich die relativ massive Angebotssituation an der Oberseite etwas gelichtet hat.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.