Dollar am Morgen

„We’ll See what Happens“

am
2. Oktober 2020

EUR USD (1,1715)             Auch wenn der Euro gegenüber dem US-Dollar gestern den vierten Tag hintereinander ein weiteres Tageshoch produzierte, wollte es nicht so recht vorangehen. Tatsächlich befindet sich die Gemeinschaftswährung nämlich am Scheideweg, ob sie die korrektive Schwächephase aus dem Monat September fortsetzen soll oder nicht. Aber es spricht viel mehr dafür, dass sich die im August und September aufgebaute Distributionsphase und ein darauf basierendes späteres Verkaufssignal vom 22. September für viele technische Analysten (seinerzeit mit Unterlaufen von 1,1740) nicht das halten werden, was man sich ursprünglich davon versprochen hat.

Sicherlich konzentrieren sich die Akteure am heutigen Tage in erster Linie auf den US-Arbeitsmarktbericht vom September. Aber noch wichtiger als die Zahl der neu geschaffenen Stellen – die Medianerwartung der Ökonomen liegt zurzeit bei einem Zuwachs von 850.000 im Nicht Agrarbereich – sind die Verhandlungen zwischen Demokraten und Republikanern zum neuen Stimulus-Paket. Dass ein solches endlich verabschiedet wird, erhoffen sich natürlich nicht nur Millionen von US-Bürgern, sondern auch die Teilnehmer an den Aktienmärkten in den USA und selbst hierzulande.

 

Wenn Hilfen wegfallen

Einen kleinen Vorgeschmack, was der Wegfall der zusätzlichen Arbeitslosenhilfen von einst 600 USD pro Woche (das Programm endete am 31. Juli) für die Entwicklung der Persönlichen Einkommen bedeutet, vermittelten die dazu gestern publizierten Zahlen für den Monat August. Danach fielen die Einkommen gegenüber dem Vormonat um 2,7 Prozent, etwas mehr also, als von Ökonomen im Mittel erwartet. Und das, obwohl US-Präsident Donald Trump im August per Executive Order angeordnet hatte, zumindest 400 USD pro Woche an die Arbeitslosenhilfe-Empfänger zu zahlen. Gut möglich natürlich, dass bürokratische Hürden für eine Verzögerung bei den Zahlungen sorgten. Kurzum: Wenn die zusätzlichen Hilfen von staatlicher Seite fehlen, fallen die Einkommen entsprechend. Und auch die persönliche Sparquote, die im August von 17,7 auf 14,1 Prozent gesunken ist, sowie der persönliche Verbrauch, dessen Plus nur noch 1,0 Prozent (Juli 1,5 Prozent) betrug.

 

Happy End?

Schenkt man einem Medienbericht von gestern Vertrauen, sollen die Chancen auf ein Happy End bei den Verhandlungen zwischen Demokraten und Republikanern nicht gut stehen. Obwohl Finanzminister Steven Mnuchin und die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, angeblich hart an einem Kompromiss arbeiten. Aber die Verhandlungsangebote der Parteien liegen immer noch weit auseinander. So verbesserte Steven Mnuchin sein ursprüngliches Angebot für ein Hilfspaket von 1,5 auf 1,62 Billionen USD, und auf der anderen Seite stand gestern das Angebot von Pelosi in Höhe von 2,2 Billionen USD. Ein Kommentator drückte es so aus: 1,62 Billionen sind nicht die Mitte zwischen 1,5 und 2 Billionen. Und Donald Trump hätte möglicherweise seinen Lieblingssatz benutzt: „We’ll see what happens“ – wir werden sehen, was geschieht. Unterdessen bleibt der Euro sozusagen im Niemandsland oberhalb von 1,1670 recht stabil. Mit einer Wiederaufnahme des kurzfristigen Aufwärtstrends ist allerdings erst nach Überschreiten von 1,1810 zu rechnen.

 

Hinweis

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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