Viel Lärm um wenig
Viel ist über die gestern publizierten US-Konsumentenpreisindices diskutiert und spekuliert worden. So haben die Konsumentenpreise in den USA im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 und in der Kernrate um 1,6 Prozent angezogen – aber nur geringfügig stärker als vom Mittel der Ökonomen erwartet. Dass es trotz dieser Zahlen nicht zu steigenden Renditen bei den US-Staatsanleihen und damit verbunden zu einem Dollar-Anstieg gekommen ist, mag der Erwartungshaltung vieler Investoren geschuldet sein. Und die bestand bereits vor Veröffentlichung der besagten Zahlen aus einem hohen Grad an Angst, dass es – trotz der immer wieder zitierten Basiseffekte – zu mehr Inflation als gewünscht kommen könnte.
Angst vor höheren Steuern
Wie sehr diese Angst die Investoren umtreibt, zeigt die gestern publizierte Fondsmanagerumfrage der Bank of America (BofA), bei der die Inflation als zweithöchstes Extremrisiko nach einem sogenannten Taper Tantrum genannt wurde. Vor einem durch die Ankündigung einer strafferen Geldpolitik der Fed ausgelösten Sell-Off am Bondmarkt fürchten sich nämlich 32 Prozent der Befragten. Inflationsangst wurde von 27 Prozent als größtes Extremrisiko genannt. Auf Platz drei bei diesem Ranking liegt nun die Furcht vor höheren Steuern, die von 15 Prozent der Befragten angegeben wurde. Genauso viele Investoren sehen Risiken durch etwaige Probleme beim Impfen gegen Covid-19 entstehen.
Asymmetrische Dollar-Reaktion
Am Ende waren die Akteure an den Finanzmärkten also froh, dass es – wenn auch nach oben – bei der Konsumentenpreis-Entwicklung nur geringfügige Abweichungen von der Prognose der Ökonomen gab. Nach dem Motto: Zum Glück ist es nicht mehr gewesen. Und so verlor der Dollar gegenüber dem Euro dennoch recht deutlich an Boden, was insofern bemerkenswert ist, als er zuvor nicht von den gestiegenen Anleiherenditen profitieren konnte. So hatte sich etwa die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen vor Veröffentlichung der Inflationszahlen zeitweise auf 1,7 Prozent befestigt, ohne dass der Greenback davon angemessen profitiert hätte.
Schließlich sorgte gestern auch noch starke Nachfrage bei der Versteigerung von 30-jährigen US-Staatsanleihen durch das US-Schatzamt dafür, dass die Renditen der Staatsanleihen weiter unter Druck gerieten. So verloren die vorgenannten zehnjährigen Treasuries am Ende des Tages rund 8 Basispunkte und zogen den Greenback soweit nach unten, dass der kurzfristige Abwärtstrend des Euro auf der anderen Seite in eine Seitwärtsentwicklung gezwungen wurde. Eine Entwicklung, die sich schon seit einigen Tagen angedeutet hatte, da sich der Euro ausgesprochen stabil präsentierte. Und diese Stabilität bleibt auch erhalten, solange 1,1800/05 nicht mehr unterschritten wird. Erste gute Nachfrage ist bereits zuvor bei 1,1865 zu erwarten.
Hinweis
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.