US-Wachstumsüberraschung lässt Dollar kalt
EUR USD (1,1125) Eigentlich hätte man davon ausgehen können, dass die Finanzmärkte die Bekanntgabe der Schnellschätzung der US-Wachstumsdaten mit Spannung erwarten würden. Doch da ja im Vorhinein bereits festzustehen scheint, dass sich die US-Notenbank bei ihrer Sitzung in der kommenden Woche wohl nicht davon abbringen lassen wird, den Leitzins um 25 Basispunkte zu senken, konnte es fast egal sein, wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das zweite Quartal dieses Jahres ausfallen würde. Und dieses lag mit +2,1 Prozent (annualisiert) deutlich unter dem Wert des Vorquartals, für das noch ein (revidiertes) BIP von +3,1 Prozent notiert wurde. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass das Wachstumsplus für das 2. Quartal über dem Wert lag, der von den Ökonomen im Mittel (+1,8 Prozent) berechnet worden war.
Der wichtigste Treiber für die jüngste Entwicklung – das lässt sich aus den einzelnen Komponenten des Wachstumsberichts herauslesen – waren die US-Verbraucher, deren Ausgaben um 4,3 Prozent gestiegen waren. Trotz aller Bedenken, dass sich das US-Wachstum verlangsamen könnte.
Überzogene Fantasien fast ausgepreist
Indes: Die Entwicklung der Kernrate des Index der Privaten Konsumausgaben (PCE) lag mit +1,8 Prozent (ggü. Vorquartal) unter der Medianprojektion der Ökonomen (+2,0 Prozent), so dass der Dollar nicht davon profitieren konnte. Immerhin scheint die (überzogene) Fantasie, dass die US-Notenbank den Leitzins am Mittwoch gar um 50 Basispunkte senken könnte, damit nichtig geworden zu sein. Das CME FedWatch-Tool berechnete dafür vorübergehend eine implizite Wahrscheinlichkeit von nur noch 15 Prozent.
Immerhin gibt es bereits eine Vorhersage der Fed von New York für das BIP des dritten Quartals. Deren Modell Nowcast geht nämlich von einem Wachstumsplus von 2,21 Prozent für diesen Zeitraum aus. Das von den Marktteilnehmern etwas stärker beachtete Vorhersagemodell der Fed von Atlanta wird mit einer ersten Schätzung für das dritte Quartal frühestens am 30. Juli aufwarten.
Dollarverkäufen eine Absage erteilt
Aber es gab am Vorabend des vergangenen Freitags noch eine interessante Entwicklung hinsichtlich etwaiger US-Interventionen (vgl. dazu etwa mein Beitrag vom 5.7.2019 HIER), um den Dollar zu schwächen. Medienberichten zufolge schließt danach der ökonomische Chefberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow, derartige Markteingriffe aus und machte deutlich, dass sich auch US-Präsident Donald Trump interssanterweise keineswegs einen schwächeren Dollar wünscht. Offensichtlich gab es ein Treffen des Kabinetts, bei dem sich Peter Navarro, Chef des nationalen Handelsrates, für einen schwächeren Dollar stark gemacht haben soll. Allerdings sollen sowohl Kudlow als auch Finanzminister Mnuchin massiv gegen diese Strategie opponiert haben, so dass US-Präsident Donald Trump dem Vernehmen nach der Präsentation Navarros vorzeitig ein Ende bereitet haben soll.
Und nun liest sich Trumps Meinung zum Dollar ganz anders. Trump zufolge hat die USA einen sehr starken Dollar, und das sei eine „schöne Sache“. Zwar befürchte er, dass andere Staaten ihre eigenen Währungen nach unten „manipulieren“ könnten, aber er wolle nun einmal einen festen Dollar.
Kurzfristig haben diese von manchen Akteuren als Sinneswandel Trumps interpretierten Medienberichte dem Dollar noch nicht den Rücken gestärkt. Aber der Euro beschloss die Woche unweit seines Jahrestiefs (1,1100) und könnte dieses möglicherweise in dieser Woche – womöglich nur kurzzeitig – zur Einleitung eines kurzfristigen Abwärtstrends unterlaufen. Aufgrund der derzeitigen Konstellation der Nachfrageniveaus ist das Risiko einer Fehlentwicklung des Euro („false break“, mit anschließender Aufwärtsbewegung) nach einem möglichen Versagen von 1,1100 (mit Folgepotential bis 1,1020/25) – jedoch relativ hoch. Eine Stabilisierung des Euro erwarten wir jedoch frühestens nach Überschreiten von 1,1225.
Hinweis
Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.