US-Konjunkturpaket wird bald geliefert
Ich weiß nicht, wie oft wir nun schon an den US-Aktienmärkten und im Gefolge auch hierzulande das US-Konjunkturpaket „gehandelt“ haben. Ja, es geht immer noch um das Stimulus-Paket von Joe Biden, mit einem aufgeklebten Preisschild von 1,9 Billionen USD. Dabei ist es erstaunlich, dass die Kommentatoren, aber auch die Händler jeden Fortschritt beim Paket seit Anfang Januar feiern und jeden Rückschritt bei den Verhandlungen – und davon gab es zeitweise einige – ignorieren. Bekanntlich hat das Programm das Repräsentantenhaus bereits passiert, und es kommt nur noch auf das Placet des US-Senats an. Tatsächlich haben sich seit Montag die Voraussetzungen dafür erheblich verbessert, scheinen sich die Demokraten doch einig, dass der Zankapfel, die Erhöhung des Mindestlohns, aus dem Paket entfernt werden soll.
Höherer Mindestlohn kommt vorerst wohl nicht
Das Thema Mindestlohn hatte beim wohl Gemäßigten aller Demokraten, Joe Manchin, vermutlich aber auch bei ein paar anderen Senatoren, Bauchschmerzen ausgelöst, verbunden mit der impliziten Drohung Manchins, dem Konjunkturpaket so nicht zustimmen zu können. Das Thema Mindestlohn ist also auf die lange Bank geschoben worden, und die Chancen, dass das Konjunkturpaket nicht einem weitreichenden Kompromiss unterworfen werden muss, sind damit drastisch gesunken. Kurzum: Es könnte jetzt alles ganz schnell gehen.
Diese Botschaft scheint zumindest bei den Devisenhändlern erst gestern angekommen zu sein, denn der US-Dollar geriet für viele Marktteilnehmer überraschend nach zuvor drei starken Handelssitzungen quasi aus dem Nichts unter Druck. Davon profitierte auch der Euro, der sich von seinem ersten wichtigen Nachfrageniveau kurz unter 1,20 eindrucksvoll nach oben abstieß.
EZB-Ratsmitglieder verstärken Warnungen
Dabei war mir zumindest gestern nicht ganz klar, warum man um alles in der Welt – außer aus psychologischen Gründen, weil die Gemeinschaftswährung „doch so günstig aussah“ – nun unbedingt Euro gegenüber dem USD kaufen muss. Wo doch weitere EZB-Ratsmitglieder deutliche Warnungen verlauten ließen, sie würden einem Anstieg der langfristigen Renditen nicht tatenlos zusehen. So etwa Direktoriumsmitglied Fabio Panetta und später EZB-Vizepräsident Louis de Guindos. Bislang ist allerdings nicht erkennbar, ob die EZB ihre Anleihekäufe in der vergangenen Woche erhöht hat. Denn bis zum vergangenen Mittwoch, dem Stichtag für den Wochenausweis am Freitag, waren die Anleihekäufe der EZB gegenüber der Vorperiode – selbst unter Berücksichtigung eines Volumens von knapp 5 Mrd. EUR auslaufender Anleihen mit netto 16,9 Milliarden EUR – leicht zurückgegangen.
Egal, warum sich der Euro gestern tatsächlich gegenüber dem Greenback gerechnet vom Tagestief zeitweise um mehr als 100 Stellen erholen konnte – er verbleibt dennoch in seiner seitwärts gerichteten Kursentwicklung, die man zwischen 1,1900/05 und 1,2240 verorten kann. Stabil für den Euro sieht es dabei nach Überschreiten von 1,2145 aus.
Hinweis
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.