Märkte

US-Arbeitsmarkt passt ins Bild

am
3. August 2012

Für all diejenigen, die an der Börse von EZB-Präsident Mario Draghi enttäuscht gewesen sein mögen, weil man vielleicht hier und da (unrealistischerweise) die Ankündigung bedingungsloser Ankäufe von Anleihen aus Krisenstaaten erwartet hatte, mögen die heutigen US-Arbeitslosenzahlen die Stimmung etwas aufgebessert haben. Denn vor allen Dingen der Zuwachs der neu geschaffenen Stellen im Nichtagrarbereich mit einem Plus von 163.000 lag deutlich über dem Durchschnitt der Prognosen der Ökonomen. Und das, obwohl die Nonfarm-Payrolls fast genau den Vorhersagen entsprach, die die private Arbeitsmarktagentur ADP bereits am Mittwoch publiziert hatte, die allerdings für revidierte und nicht für Rohdaten der privaten Beschäftigung gilt.

 

Mittelfristig orientierte Akteure lagen mehrheitlich schief…

Natürlich wird sich eine US-Notenbank nicht auf eine einzige Nonfarm-Payrolls-Zahl verlassen, um über ein neues Liquiditätsprogramm à la QE3 zu entscheiden. Selbst wenn die Revisionen der Vormonate Mai und Juni kaum der Rede wert waren (netto minus 6000). Was die Investoren allerdings angeht, vor allem wenn man die Stimmungsentwicklung zu Grunde legt, die wir hierzulande am vergangenen Mittwoch mit der Börse Frankfurt erhoben haben, sieht die Entwicklung für die Aktienmärkte nicht so schlecht aus. Aber nur für diejenigen, die schnell genug waren. Denn das Gros vor allem mittelfristig orientierter Akteure war zuletzt immer noch sehr negativ für Aktien eingestellt, obgleich viele von ihnen bereits bis dahin einem DAX Anstieg von etwa 6 Prozent tatenlos zusehen mussten.

 

… bekamen aber eine zweite Chance

Per Saldo bedeutet dies, dass die gestrige, relative Enttäuschung über die EZB im Vergleich zu Draghis Londoner Rede vom vergangenen Donnerstag, zwar einen vorübergehenden Schwächeanfall im Aktienmarkt ausgelöst hatte. Gleichzeitig dürfte sich aber eine vermutlich letzte Chance für DAX-Bären ergeben haben, aus den bestehenden Schieflagen einigermaßen heil herauszukommen. So gesehen, haben die heutigen Arbeitsmarktdaten bestätigend für einen stabilen Aktienmarkt gewirkt.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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