Märkte

Noch stärkere Bias im DAX

am
9. August 2012

Als ich am vergangenen Freitag im Anschluss an die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten meine Hoffnung zum Ausdruck gebracht hatte, dass die damit in Verbindung stehende Aufwärtsbewegung deutscher Aktien den heimischen institutionellen Akteuren genutzt haben könnte, muss ich wohl zu optimistisch gewesen sein. Denn ich hatte mir natürlich gedacht, dass die vorherige Abwärtskorrektur beim DAX (ausgelöst durch die „EZB-Enttäuschung“) von den Händlern genutzt wurde, um ihre teils deutlichen Schieflagen abzubauen. Sicher wäre im besten Fall immer noch ein Verlust von 3 Prozent zu realisieren gewesen. Aber das war jedoch für die meisten offenbar zu viel des Schlechten. Und so ist das Resultat der gestrigen Sentiment-Umfrage mit der Börse Frankfurt entsprechend düster ausgefallen: Obwohl sich der DAX noch einmal im Wochenvergleich um 2,7 Prozent befestigt hatte, ist der Pessimismus, gemessen an unserem Bull/Bear-Index, wieder auf den Stand der Vorwoche gestiegen, womit sich die ohnehin schon auf Jahreshoch befindliche Bias noch einmal verstärkt hat.

 

SNB-Reserven im Juli über 400 Mrd. Franken

Wenn also nicht die institutionellen Investoren gekauft haben, müssen andere für den Anstieg deutschen Aktienmarkt, der sich übrigens auch im EuroStoxx50 niederschlug, verantwortlich gewesen sein. Ein Indiz, dass diese Nachfrage aus den USA gekommen sein dürfte, ist der bis heute früh gut nachgefragte Euro, der für meinen Geschmack zum Dollar eigentlich deutlich niedriger notieren müsste. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Schweizer Nationalbank unlängst abermals deutlich gestiegene Währungsreserven vermeldet hat – im Juli allein haben sich  diese noch einmal um mehr als zehn Prozent erhöht. Währungsreserven die aus dem Euro wegdiversifiziert werden müssen, vornehmlich in den Dollarraum. Wozu dies führen kann und welche Kapitalströme am Ende die Oberhand behalten sollten, erfahren Sie im heutigen TV-Interview, das Melanie Kösser vom deutschen Anlegerfernsehen mit mir führte. Die Stimmung im deutschen Aktienmarkt hat mein Kollege Gianni Hirschmüller hier kommentiert.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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