Stillstand beim Euro
Es bleibt bemerkenswert: Der Euro bewegte sich gegenüber dem US-Dollar kaum, während die Aktienmärkte in den USA und auch hierzulande, insbesondere die Tech-Werte, gestern zeitweise einen weiteren, teils deutlichen Korrekturtag hinlegten. Und ganz zu schweigen von Bitcoin, die gestern ebenfalls einen sogar noch heftigeren Rückschlag – seit dem Hoch vom vergangenen Sonntag sprechen wir von einem Kurssturz von zeitweise mehr als 23 Prozent – hinnehmen mussten. Die Aktienkorrekturen waren jedenfalls dem Vernehmen nach Ängsten vor weiter steigenden Anleiherenditen geschuldet. Und das, obwohl die langfristigen Renditen der US-Staatsanleihen gestern eine Art Ruhetag einlegten. Sicherlich auch, weil die Anhörung von Fed-Chef Jerome Powell vor dem Bankenausschuss des US-Senats anstand.
Powell blieb seiner vorgegebenen Linie treu
Nun hat Jerome Powell gestern eigentlich nichts gesagt, was die Finanzmärkte in die eine oder andere Richtung hätte stärker in Bewegung versetzen können. Der Fed-Chef blieb bei seiner vorgezeichneten Linie und vermerkte, dass der Anstieg bei den US-Treasuries vor allem der verbreiteten Zuversicht in eine kräftige Erholung der Wirtschaft geschuldet sei. Und was die Inflation angeht, scheint die Fed trotz der zu erwartenden starken privaten Nachfragewelle infolge der sich abschwächenden Covid-19-Pandemie nicht von einer größeren oder anhaltenden Inflation auszugehen. Tatsächlich bemerkte Powell in der Anhörung, dass die Inflationsrisiken immer noch abwärts gerichtet seien. Kurzum: Powell zeigte sich so taubenhaft, wie man es von ihm erwartet hatte.
Euro kommt nicht aus den Startlöchern
Von alldem ist allerdings beim Wechselkurs des US-Dollar gegenüber dem Euro nichts angekommen. Und ich würde mich auch nicht weiter über eine Handelsbandbreite von nicht einmal 50 Stellen auslassen, wenn die Gemeinschaftswährung nicht an einem wichtigen Niveau stünde. Zumindest für technische Analysten. Wie ich bereits an den vergangenen Tagen erwähnte, wäre mit dem Überschreiten von 1,2165 gestern eine sogenannte umgedrehte Schulter-Kopf Schulter-Umkehrformation komplettiert worden. Eine Formation, die eigentlich steigende Kurse verspricht. Wobei sich die Gelehrten streiten, ob man für dieses Kaufsignal besser noch den Schlusskurs des Handelstages abwarten sollte, bevor man über den weiteren Verlauf des Euro eine klare Aussage machen kann.
Abgesehen von diesen kleinen Unschärfen, die im Zweifel den Praktiker Geld kosten, sehen natürlich andere, große und schwergewichtige Marktteilnehmer solche deutlichen Signale ebenfalls und würden womöglich einer technisch induzierten Nachfragewelle nach Euros mit eigenem Angebot entgegenstehen, so dass es genau zu dem Stillstand der Kurse käme, wie wir ihn gerade tatsächlich erleben.
Unterdessen bewegt sich der Euro ohnehin in einer seitwärts gerichteten, trendlosen Entwicklung, wobei er gegenüber dem US-Dollar so lange leicht im Vorteil bleibt, wie an der Unterseite 1,2065 nicht verletzt wird.
Hinweis
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.