Schon wieder ein Verkaufssignal
EUR USD (1,1675) Während die Aktienmärkte gestern in Sachen Volatilität einen eher ruhigen Tag einlegten, konnte der US-Dollar weiter zulegen. Natürlich ist die zentrale Begründung für seinen jüngsten Aufschwung immer noch die gestiegene Risikoaversion – ein Argument, das bekanntlich nicht immer zieht. Aber es ist schon bemerkenswert, dass die hiesigen Aktienmärkte, gemessen am DAX und am EURO STOXX 50, bis zum Ende der gestrigen Handelssitzung keine neuen Tiefststände markierten, so dass man jedenfalls nicht von gestiegener Risikoaversion sprechen kann. Aber die hiesigen Aktienmärkte haben sich von den Montags-Tiefs bislang auch nicht richtig lösen können. Letzteres ist nach einer Handelssitzung wie derjenigen vom Wochenanfang nicht gerade ein ermutigendes Zeichen.
Euro unter Druck
Ganz anders der Euro, der auch gestern unter Druck geriet und bis zum Ende der europäischen Handelssitzung seinen Spielraum für Korrekturen bis 1,1690 komplett ausgenutzt hat. Dabei ist sicherlich fraglich, ob mit dieser Euro-Schwäche oder besser gesagt: Dollarstärke bereits die negativen Vorzeichen für die Aktienmarktentwicklung am heutigen Handelstag gesetzt wurden. Denn es gab eigentlich wenig neue Überraschungsmomente. Wo doch gestern eine Anhörung von Fed-Chef Jerome Powell vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses begann. Aber auch von den ökonomischen Daten ergab sich nichts Kurstreibendes.
Gestiegene Risikoaversion ohne Auslöser?
Einzig und allein US-Präsident Donald Trump machte von sich reden. Und zwar im Zusammenhang mit seiner anlässlich der 75. UN-Generalversammlung vorgefertigten Videobotschaft. Diese begann mit den typischen Angriffen auf China, insbesondere mit Hinweis auf dessen angebliche Versäumnisse in der Bewältigung der Covid-19-Krise bis hin zu der Unterstellung, China habe die Welt absichtlich mit dem Coronavirus infiziert. Anschuldigungen, die nicht neu sind. Aber mitten in dieser Rede kam Trump dann schließlich auf die US-Waffen zu sprechen, die sich nach Einschätzung des US-Präsidenten auf einem so fortgeschrittenen Niveau wie nie zuvor befinden. Und er bete zu Gott, dass [die USA] diese Waffen nie würden benutzen müssen. Eine unverhohlene Drohung? Indes: Finanzmarktteilnehmer haben wahrscheinlich von der Rede Trumps ohnehin keine Notiz genommen.
Bearishe Auspizien
Aber zurück zum Euro, der sich gestern immerhin auf dem niedrigsten Niveau seit sieben Wochen bewegte. Vor allen Dingen charttechnisch orientierte Analysten dürften mittlerweile ein groß angelegtes Distributionsmuster identifizieren, das für die Gemeinschaftswährung nach gängiger Lesart nichts Gutes, sprich: ein Verkaufssignal, verheißt. Aber darf man fairerweise einwenden, dass dieses Muster schon mehrere Male ein bearishes Signal initiiert hatte, das sich in der Folge als fehlerhaft erwies? Allerdings liegt der Eurokurs von 1,20 gegenüber dem Dollar gefühlt schon weit zurück. Tatsächlich wurde er vor etwa drei Wochen markiert und sorgte selbst in der EZB für Unruhe.
… oder doch wieder nur ein Fehlsignal?
Ob es nun dieses Mal zu einem Absturz der Gemeinschaftswährung kommt, möglicherweise in erster Linie ausgelöst durch eine Short-Squeeze im US-Dollar, sei dahingestellt. Und betrachtet man die komplette Strecke, die der Euro seit seinem Tief vom 23. März, das mit dem Corona-Tief der Aktienmärkte korrespondierte, zurückgelegt hat, handelt es sich immer noch um eine „gesunde“ Korrektur des mittelfristigen Aufwärtstrends. Kurzfristig muss man der Gemeinschaftswährung nun allerdings eine erweiterte Seitwärtskorrektur bescheinigen, die sich unterhalb von 1,1650/55 in Richtung 1,1550 ausdehnen kann. Überhaupt bleibt der Euro in einem unsicheren Umfeld, solange 1,1845 nicht mehr überwunden wird.
Hinweis
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.