Dollar am Morgen

Plötzlich optimistisch

am
24. Juni 2021

Relativ ruhig ist es gestern vor allen Dingen im Devisenhandel geblieben, obwohl die Akteure an den Finanzmärkten einiges an Daten zu verarbeiten hatten. Die Rede ist von den vorläufigen Zahlen zu den Einkaufsmanagerindices (PMIs) des Monats Juni, die für die Eurozone in der zusammengesetzten Version für das verarbeitende Gewerbe und die Dienstleister mit 59,2 gegenüber Mai (57,1) noch einmal gestiegen waren und leicht über der Medianprognose der Ökonomen lagen. Immerhin handelte es sich um den höchsten Wert seit 15 Jahren, wobei man vor allem den deutschen Beitrag zu diesem guten Zahlen hervorheben muss. In der vorläufigen Version stieg der Einkaufsmanagerindex der Industrie auf 64,9 und derjenige der Dienstleister überraschend deutlich auf 58,1, wobei sich der Preisdruck weiter verstärkt hat: Höhere Material- und Personalkosten waren zu vermelden.

 

Markt hatte mehr erwartet

In den USA musste man dagegen zumindest beim Einkaufsmanagerindex der Dienstleister gewissermaßen von einer Enttäuschung sprechen, denn mit einem Wert von 64,8 wurde die Medianschätzung der Ökonomen von 70,0 deutlich unterschritten. Dabei sprechen wir immer noch von einem sehr guten Wert, allerdings nicht von einer ökonomischen Überhitzung, wie dies „der Markt“ möglicherweise sehen wollte.

Dafür gab es bei den Dienstleistern eine positive Überraschung – ein PMI von 62,6 ist nicht nur höher als der Mai-Wert, sondern bedeutet auch noch ein neues Allzeithoch in den Aufzeichnungen von Markit. Dies gilt auch für die Einkaufspreise, deren Sub-Index mit 83,8 nicht nur höher als im Mai, sondern ebenfalls auf Rekordhoch notierte. Auf der anderen Seite fielen die Zahlen zum Beschäftigungssektor sowohl bei den Dienstleistern als auch beim verarbeitenden Gewerbe zurück, wobei zahlreiche Umfrageteilnehmer offenbar Probleme damit hatten, offene Stellen mit geeigneten Kandidaten zu besetzen.

 

Ziemlich angstfreie DAX-Investoren

All diese Erkenntnisse sind nicht neu, aber mit dem Juni dürfte es einen weiteren Monat geben, in dem vor allem die Preise weiter anziehen, was es natürlich immer schwerer macht, in Sachen Inflation noch von einem vorübergehenden („transitory“) Phänomen zu sprechen. Indes: Selbst die Daten von drei Monaten (April, Mai, Juni) wären noch nicht ausreichend, um die Nachhaltigkeit höherer Inflationsdaten zu beweisen.

Auch wenn an den Aktienmärkten gestern nicht allzu viel Aktivität herrschte, möchte ich doch auf die Stimmungserhebung der Börse Frankfurt hinweisen (vgl. meinen Kommentar dazu HIER), die interessanterweise bei den institutionellen Investoren zum ersten Mal in diesem Quartal einen leichten Optimismus für den DAX zeitigte. Bis dahin war seit Anfang April ein mehr oder weniger starker Pessimismus zu verzeichnen gewesen. Dies ist insofern bemerkenswert, als es während dieses Zeitraums immerhin drei größere Rücksetzer mit anschließenden deutlichen Erholungen beim DAX gegeben hatte, die von den Investoren bislang allerdings nur halbherzig zu Käufen genutzt wurden.

Der Euro konnte sich gegenüber dem US-Dollar gestern zeitweise noch einmal ein Stück weit erholen, bleibt aber in seinem kurzfristigen Abwärtstrend gefangen. Im Rahmen dessen sind erneute Korrekturen in Richtung 1,1985 möglich, aber keineswegs zwingend. Ein Unterschreiten von 1,1890 würde andererseits für eine Fortsetzung besagten Trends sorgen.

 

Hinweis

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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