Plötzlich ist der Dollar gefragt
Dass der US-Dollar auch gestern gesucht war, dürfte gleich auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein. Zwar gehen die internationalen Fondsmanager, die die Bank of America (BofA) in der Zeit vom 5. bis zum 11. Februar befragt hat, mit überwältigender Mehrheit davon aus, dass globales Wachstum und Inflation in den kommenden zwölf Monaten ansteigen werden. Nach den größten Risiken befragt, gaben die Vermögensverwalter neben dem immergleichen Verweis auf die Corona-Pandemie (28 Prozent der Befragten nannten dieses Risiko) zwei andere, wichtige Probleme an. Zum einen nannten 25 Prozent der Befragten das sogenannte „Taper Tantrum“, eine Reduzierung der Anleihekäufe der US-Notenbank. Und die andere Befürchtung, die von 24 Prozent der Befragten als Extremrisiko genannt wurde, war das Aufkeimen einer überraschend hohen Inflation.
Verbesserte US-Realverzinsung
Möglicherweise aus eben dieser Angst vor einer überzogenen Inflation sind die Renditen der US-Staatsanleihen seit dem 11. Februar so stark angezogen, dass sich etwa bei den Papieren mit zehnjähriger Laufzeit eine Verbesserung der immer noch negativen Realrendite um 12 Basispunkte auf -0,92 Prozent ergab. Kein Wunder, dass diese Entwicklung Dollar-Käufer auf den Plan rief. Als weiteres Argument für die leichte Dollarstärke wurde gestern übrigens die überraschend gute Entwicklung bei den veröffentlichten Zahlen zu den US-Einzelhandelsumsätzen genannt. Allerdings war der Großteil des Dollar-Anstiegs zum Zeitpunkt der Publizierung der Daten bereits abgewickelt.
Keine Mehrheit für Mindestlohn?
Wesentlich interessanter war für mich gestern allerdings ein CNN-Bericht, der sich mit dem US-Stimulus-Paket befasste. Und mit der äußerst knappen Mehrheit, der es im US-Senat bedarf, um dieses Paket tatsächlich auch zu verabschieden. Dass es diesbezüglich Schwierigkeiten geben könnte, wurde einmal mehr deutlich, als der demokratische Senator Joe Manchin erneut durchblicken ließ, dass er zumindest mit einem Teil dieses Vorhabens ein (rechtliches) Problem[1] hätte. Damit meinte er die im Rahmen des Pakets geplante Erhöhung des Mindestlohns in den USA auf 15 USD pro Stunde. Delikat in diesem Zusammenhang: Sollte Manchins Stimme tatsächlich fehlen, würden die Demokraten ihre Senatsmehrheit verlieren.
Aber auch bei der Aufstockung der einkommensabhängigen Einmalzahlung auf 2000 USD ist noch nicht das letzte Wort dazu gesprochen worden, wer tatsächlich in den Genuss dieser Zahlung kommen soll. Kurzum: Ein abgespecktes oder gar verzögertes Konjunkturpaket, vor allem hinsichtlich des Mindestlohns, könnte die Inflationsbefürchtungen der Akteure etwas senken.
Die starke Performance des Greenback hat natürlich gestern auch dem Euro geschadet, der innerhalb seiner Seitwärtsbewegung das Stabilitätsniveau von 1,2035 verletzt hat. Auch wenn weitere Kursrückgänge der Gemeinschaftswährung derzeit noch überschaubar ausfallen dürften (1,1895), hat sich deren Situation verschlechtert, ein Zustand, der nur durch Überschreiten von 1,2135 geheilt würde.
Hinweise
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.
[1] Tatsächlich geht es um die Einhaltung der sogenannten Byrd-Rule. Bislang ist unklar, ob der im Stimulus-Paket enthaltene und geplante Mindestlohn von 15 USD den Haushaltsregeln entspricht.