Behavioral Living Gesellschaft

Occupy – aber richtig!

am
21. Oktober 2011

Ob in den USA oder hierzulande – die neue Protest-Bewegung, die mit Occupy Wall Street begann, beschäftigt die Medien nun schon seit gut einem Monat. Und mancherorts hat es den Anschein, als gelte für die Teilnehmer: Dabei sein ist alles. Darin erinnert diese Bewegung an die Studenten- und Hippie-Revolte der 1960er Jahre mit ihren ständigen „Be-Ins“ und „Sit-Ins“. Aber Occupy scheint auch das Opfer der modernen Kommunikation via Facebook oder Twitter zu sein. Denn man kann zwar schneller als früher zusammenkommen, aber erst anschließend beginnt man einander zu fragen, warum man sich überhaupt versammelt hat und worin die grundlegenden Fragen, die vielfältigen Ziele des eigenen Protestes bestehen. Vorerst scheint nur eines klar zu sein: Man will verschiedene Dinge in der Gesellschaft nicht mehr hinnehmen, sei es die Entwicklung in der Finanzwirtschaft, sei es die Situation des Gesundheits- und Bildungssystems oder auch nur der Wunsch nach einem stärkeren demokratischen Mitspracherecht.

Tatsächlich aber dürfte die amerikanische Sektion von Occupy die triftigsten Gründe haben, gegen gesellschaftliche Ungerechtigkeit zu protestieren. Etwa wenn es um die Einkommensentwicklung in den USA in den vergangenen Jahrzehnten geht. So hat eine Studie des Center on Budget and Policy Priorities (CBPP) (vgl. Grafik 3) gezeigt, dass sich das Einkommen der Bestverdiener, die ein Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, zwischen 1979 (=100 Prozent) und 2008 trotz einer zuletzt deutlichen Korrektur immer noch um mehr als das Zweieinhalbfache erhöht hat, während die restlichen 99 Prozent der US-Bürger keinen Einkommenszuwachs verbuchen konnten. Wenn man gleichzeitig berücksichtigt, dass sich die Einkommen vor 1979 beim obersten Prozent und dem Rest der Bevölkerung proportional im gleichen Umfang gesteigert hatten, kann man ohne Weiteres zum Schluss kommen, dass die Deregulierung der Finanzmärkte und die so genannten Reaganomics Anfang der achtziger Jahre zu dieser ungleichen Entwicklung erheblich beigetragen haben.

Mich aber hat vor allen Dingen interessiert, wer zu diesem obersten Prozent der gut verdienenden US- Bevölkerung gehört. Denn Occupy konzentriert seine Aktionen auf das offensichtlichste Zentrum des Geldes, also auf Wall Street oder in Frankfurt auf die EZB. Betrachtet man hingegen die Ergebnisse einer vor kurzem  veröffentlichten Studie zur Einkommensverteilung (ohne Kapitalgewinne), tritt Überraschendes zu Tage. Denn nicht die Banker bilden die größte Gruppe bei den Superverdienern, sondern Vorstände und Manager von Unternehmen, die nicht zur Finanzwelt zählen. Gefolgt von Ärzten und Pharmazeuten. Allerdings ist deren Anteil an den Topverdienern seit 1993 um ein Viertel geschrumpft, während sich der Anteil der Finanzbranche in der gleichen Zeit, etwa mit Beginn des Investmentbankings, bis zum Jahr 2005 von 10,6 auf 13,9 Prozent erhöht hat[1].

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3 Kommentare
  1. Antworten

    ciecle

    21. Oktober 2011

    irgend wie ,wann und wo mußte angefangen werden.Die Bewegung weiß genau das die FED geschloßen werden muß die republik wiederhergestellt,und die banker in s gefängnis müssen und rehabilitation derer opfer,bitte nicht alle über einem Kamm scheren

  2. Antworten

    michael gaida

    22. Oktober 2011

    Die einzige Lösung für „Occupy – aber richtig“ läge in der Wahl einer leicht veränderten Maxime: IDENTIFY WALLSTREET! (+Federal Reserve,IMF,Worldbank etc)

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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