Neues von den Superreichen
Meistens komme ich während meines Trainings im Sportstudio zum Fernsehen. So auch am letzten Wochenende geschehen, als ich, sozusagen „alternativlos“, wieder einmal beim Magazin „n-tv Deluxe – Alles was Spaß macht“ hängenblieb. Fast ist es schon ein running gag, wenn die Moderatorin des Magazins, Jennifer Knäble, ihre, sagen wir diskret, handverlesene Zielgruppe mit „Hallo, liebe Milliardäre“ begrüßt. Nachdem ich erst vor kurzem eine ähnliche Sendung gesehen hatte, wurde mir jetzt klar: Das neuste Statussymbol ist eine eigene Insel. Vorgestellt wurde dem unbefangenen Zuschauer der Luxus-Concierge Doug Turner, der den Superreichen der Welt so ziemlich alles besorgt. Ja, Doug hat natürlich beste Verbindungen zu einem Aerotoys Store, bei dem man einen Mega-Privatjet für 6000 US-Dollar die Stunde mieten kann. Oder darf‘s die private Insel sein, natürlich mit dem „Rundum-sorglos-Paket“?
Und Doug selbst? Der guckt sich mal ganz schnell ein neues Eigenheim an und entscheidet dann („Ich nehm‘ die Hütte“) ganz spontan, die Immobilie im Vorbeigehen zu erwerben, weil er selbst mittlerweile zum Multimillionär mutiert ist.
Sozialer Vergleich
Muss man da neidisch werden? Ich selbst habe mich schon oft mit diesem wenig sympathischen Gefühl beschäftigt. Denn es handelt sich ja immerhin um eine ziemlich schmerzhafte Regung, die einen Menschen überkommt, wenn er erkennen muss, dass ein anderer etwas hat – eine Sache, eine Eigenschaft oder einen Status –, was er selbst für erstrebenswert hält, aber eben nicht besitzt. Immerhin zählt Neid zu den sieben Todsünden. Aber im Verlauf dieser Fernsehsendung wollte bei mir ein solches Gefühl nicht aufkommen. Ob es daran lag, dass ich mich bereits eine Dreiviertelstunde auf meinem Sportgerät derart verausgabt hatte, dass die Glücksgefühle woanders her kamen?
Dann fiel mir aber wieder ein, dass eine wichtige Voraussetzung für das Entstehen von Neid der soziale Vergleich (vgl. hier) ist. Je näher sich Menschen stehen, desto größer wird die Gefahr von Neid. Und deswegen beneidet man viel eher Nachbarn, Bekannte, Freunde oder Verwandte oder vielleicht sogar die eigenen Geschwister als den Superreichen, der in einer ganz anderen Liga spielt. Und dann sah ich ihn wieder, diesen Doug, wie er dieses Mal auf einer Yacht an den Prachtvillen vorbeifuhr. Hier die Behausung von Nick Nolte, die immerhin 12 Millionen US-Dollar gekostet haben soll. „Aber es geht noch fetter“, verkündete die Stimme aus dem Off verheißungsvoll. Und dann kam es, das Herrenhaus auf 3000 Quadratmetern, das für 40 Millionen Dollar zum Verkauf angeboten wurde. Mit dem eigentlich unwichtigen Hinweis, der Besitzer sei blind. Oder sollte da dem TV-Zuseher vermittelt werden, dass Geld eben doch nicht alles ist? Mir ging sofort durch den Kopf, dass wer nicht neidisch ist, glücklicherweise auch nicht schadenfroh sein kann. Und deswegen fand ich das nicht nach echtem Mitgefühl klingende „Ja, das ist natürlich traurig“, ebenfalls aus dem Off gesprochen, unsensibel und so deplatziert, dass ich die Fernbedienung ergriff, den Off-Schalter drückte und mich fortan, ohne TV-Berieselung, ganz und gar auf mein Training konzentrierte.