Märkte Wirtschaft

Manche mögen’s einfach

am
17. Januar 2013

Ich bin fast schon ein bisschen erleichtert gewesen, dass sich gestern kein Fed-Mitglied zu Wort gemeldet hat, um den Marktteilnehmern mitzuteilen, wie tief die Arbeitslosenquote in den USA fallen müsse, um die quantitativen Lockerungsmaßnahmen zu stoppen. Tatsächlich sind die Meinungen darüber zuletzt deutlich auseinandergegangen. Ohne jetzt einen Unterschied zwischen stimmberechtigten und nicht stimmberechtigten Mitgliedern des Offenmarktausschusses machen zu wollen, scheint sich eine Zielzone zwischen 7,25 und 6,5 Prozent etabliert zu haben. Dass eine QE-Entscheidung an einem einzigen ökonomischen Indikator festgemacht werden soll, habe ich an dieser Stelle schon häufiger kritisiert. Aber nicht wenige Finanzmarktteilnehmer mögen es eben einfach und sind womöglich sogar froh, dass man sich in Zukunft für die Markteinschätzung eigentlich nur noch einmal im Monat, bei der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts, richtig konzentrieren und darüber urteilen muss, ob die jeweils publizierte Arbeitslosenquote samt Nonfarm Payrolls für den Markt eine Überraschung darstellt oder nicht. Mein Mitstreiter Herman Brodie brachte es in diesem Zusammenhang unlängst auf den Punkt, es widerspräche seiner Intuition, dass sich die Akteure immer nur Gedanken darüber machten, wann geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen der US-Notenbank im Erfolgsfall beendet würden. Was geschähe denn, wenn die Arbeitslosenquote in den USA gar nicht erst auf 7,25 Prozent oder tiefer fallen würde? Setzt man dann ein offenbar wirkungsloses Lockerungsprogramm ad infinitum fort? Niemand bei der Fed würde sich (zumindest offiziell) Gedanken darüber machen, wann denn die quantitativen Lockerungsmaßnahmen im Falle ihrer Wirkungslosigkeit, eingestellt werden sollten. Ganz zu schweigen davon, dass für diesen Fall ein Alternativplan in der Schublade der Notenbanker liegen müsste.

 

Seltsame Studie

Aufhorchen lassen hat mich auch eine Studie von Morgan Stanley, die gestern in der Online-Ausgabe des britischen Telegraph zitiert wurde. In jener will man nämlich herausgefunden haben, dass der faire Wechselkurs des Euro in Deutschland bei 1,53 USD, in Holland bei 1,23, in Italien bei 1,19 und in Griechenland bei 1,06 USD läge. Leider bin ich immer noch auf der Suche nach dem Erkenntniswert dieser Studie – gibt es da etwa Arbitragemöglichkeiten, um die jeweiligen theoretischen Kursdifferenzen auszunutzen?

Wer sich mit all diesen Dingen nicht auseinandersetzen möchte, aber trotzdem mit Aktien zu tun hat, mag sich die jüngste DAX-Stimmungserhebung zu Gemüte führen, die ich für die Börse Frankfurt hier erstellt habe. Um die Detailanalyse hat sich dieses Mal Gianni Hirschmüller (siehe entsprechender Reiter auf derselben Seite) gekümmert.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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