Gefährlicher Unsinn
Dass Japan nun unlimitierte Anleihekäufe ab Januar 2014 angekündigt hat, und zwar so lange, bis das neu gesetzte Inflationsziel von 2 Prozent erreicht ist, stellt keine Überraschung dar. Und wenn Wirtschaftsminister Amari beim Weltwirtschaftsforum in Davos behaupten wird, Japan habe keine Absicht, den Yen zu manipulieren, dann stimmt das zumindest teilweise. Denn die Bank von Japan (BoJ) stimmt damit eigentlich nur in den von der US-Notenbank angestimmten Kanon des Gelddruckens ein. Insofern handelt es sich „nur“ um ein Nachziehen, auch mit dem Effekt, dass auf diese Weise einer drohenden Erhöhung des Außenwerts des Yen entgegengewirkt wird. Nicht umsonst warnte sogar Bundesbankpräsident Weidmann unlängst vor einer Abwertungsspirale, bei der, global gesehen, nicht nur die USA, Großbritannien und Japan als Nebeneffekt ihrer Gelddruckaktivitäten gerne die Abwertung ihrer eigenen Währung in Kauf nehmen. Auch andere Staaten, von China bis Russland und von den Philippinen bis Südkorea, erwärmen sich für (geld)politische Vorgehensweisen, die letztlich ebenfalls für eine Schwächung der eigenen Währungen sorgen sollen. Fragt sich nur, wessen Währung am Ende zwangsläufig aufgewertet wird – denn nicht alle können gleichzeitig abwerten.
Psychologischer Schaden wäre programmiert
Umso mehr hat es mich erstaunt, dass Professor Hans-Werner Sinn vor kurzem in einem Interview mit der Wirtschafts- und Finanzplattform cash.ch der Schweizer Nationalbank (SNB) empfahl, den seit einiger Zeit schwächeren Kurs des Schweizer Franken dazu zu nutzen, die während der Interventionsphase angehäuften Währungsreserven „wieder etwas abzubauen“. Tatsächlich konnte sich der Euro gegenüber dem Franken zuletzt vom Interventionsniveau der SNB bei 1,20 CHF, das diese mit unbegrenzten Mitteln verteidigen wird, lösen und einen Kursgewinn von rund 4 Prozent für sich verbuchen. Allerdings erscheint es mir viel zu früh, überhaupt nur an ein Auflösen dieser Euro-Reserven zu denken. Abgesehen davon, dass selbst die Interventionsbänder des Europäischen Währungsverbundes (EWS) vor einigen Jahrzehnten mit einer engen Spanne von jeweils 4,5 Prozent noch großzügiger als der jetzige Kursgewinn des Euro bemessen waren, dürfte der psychologische Schaden, der sich aus Euro-Verkäufen gegen Schweizer Franken ergeben kann, den Nutzen eines vergleichsweise geringen Abbaus der Reserven bei weitem überwiegen. Sollten sich nämlich derartige Transaktionen im Markt herumsprechen, dürfte die 1,20er-Linie des Euro schon bald wieder getestet werden, womit die SNB gezwungen wäre, weitere Währungsreserven anzusammeln. Deswegen gilt auch für die SNB der Wahlspruch: „Gewinne laufen lassen“, um nicht den gerade erst begonnenen Trend eines sich abschwächenden Schweizer Franken, vor allen Dingen auch in Hinblick auf den drohenden globalen Abwertungswettlauf, vorzeitig abzuwürgen.