am
7. Juli 2015

Am vergangenen Sonntagabend hatte ich mich richtig glücklich geschätzt, eine ausgezeichnete Inszenierung des Rosenkavaliers von Richard Strauss in der Frankfurter Oper genießen zu dürfen, statt mich mit dem Ergebnis des Referendums im griechischen Schuldendrama herumschlagen zu müssen. Und als ich in aller Herrgottsfrühe am darauffolgenden Morgen an meinem Schreibtisch die vielen Kommentare und Analysen durcharbeitete, fühlte ich mich angesichts der Informationsmenge schon fast ein bisschen hilflos. Ich gewann den Eindruck, dass in jeder Investmentbank, die etwas auf sich hielt, mindestens zwei Conference Calls zum Thema Griechenland für die Kunden abgehalten wurden. Um dann letztlich nur eine, zwei oder drei der unzähligen Facetten zu beleuchten, die sich aus den Folgen des „Nein“ der Griechen zum Reformprogramm ergeben könnten. Szenarien, die aufgrund der Verkettung ihrer zugrundeliegenden miteinander verbundenen Informationseinheiten ohnehin nur eine geringe Wahrscheinlichkeit haben dürften, tatsächlich einzutreten. Mit anderen Worten: Mir ist wahrscheinlich wie vielen anderen Marktteilnehmern bei all dem teils (unnötigen) Aktionismus alles zu viel geworden –

Ich habe abgeschaltet.

Und dann fiel mir siedend heiß ein, dass schon wieder ein Quartal vorübergezogen ist, weswegen eine kleine Rückschau angesagt war, welche Themen in unserem Blog in den vergangenen drei Monaten besonders häufig abgerufen wurden. Dabei hat sich die im ersten Quartal bereits begonnene Tendenz unter den Lesern fortgesetzt, sich nicht wie früher vornehmlich für Marktthemen zu interessieren. So brachte es etwa der Beitrag „Billig, billig, Uber alles (16. Juni) auf den dritten Platz der meistgelesenen Blogs, der sich mit den Folgen des Dumpings bis hin zum Negativ-Lohn auseinandersetzt.

Das Thema Glück scheint in den vergangenen Monaten immer mehr im Kommen zu sein, was sich auch im Beitrag vom 5. Mai „Was uns (angeblich) glücklich macht zeigt, der Platz zwei unserer internen Hitliste belegte. Mit Abstand die meisten Leser zog jedoch „Aufs falsche Gleis gestupstan, der sich mit den Tücken der mentalen Kontoführung beschäftigt und wieder einmal meinen alten Grundsatz bestätigt, dass Wohlbefinden Geld kostet.

SCHLAGWÖRTER
ÄHNLICHE BEITRÄGE

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

Archiv