Eine nicht ganz unerwartete Korrektur
Da habe ich mich gestern an dieser Stelle ziemlich kritisch über ein Phänomen geäußert, das eine Kommentatorin für den US-Aktienindex S&P 500 herausgefunden hat. Nach der von ihr entdeckten Regel ist dort nämlich immer eine (mehr oder weniger große) Abwärts-Korrektur fällig, sobald sich der Index von seiner 200-Tage-Linie um 16 Prozent nach oben entfernt hat. Angeblich hat diese Regel (vgl. HIER) seit Beginn der Pandemie bereits fünf Mal funktioniert und am vergangenen Montag gab es nun das sechste Signal dieser Art. Und wie dieses Signal funktioniert hat! Eine deutliche Korrektur beim S&P 500 war fällig. Und der DAX machte hierzulande sogleich auch noch innerhalb von 48 Stunden die ganzen Kursgewinne zunichte, die während der beiden Wochen zuvor aufgelaufen waren.
Der Kontrasteffekt lässt grüßen
Das klingt dramatischer, als es tatsächlich gewesen ist, da sich das hiesige Börsenbarometer während dieser beiden Wochen über weite Strecken in einer ganz engen Bandbreite bewegt hat. Aber der Kontrasteffekt sorgte gestern dafür, dass die Korrektur der vergangenen beiden Handelstage im Vergleich zum ruhigen Geschehen aus der Zeit zuvor besonders stark wahrgenommen wurde. Und was die vorgenannte Handelsregel angeht, sah ich als Kritiker gestern in Sachen S&P 500 zunächst einmal ganz schön alt aus.
… und der Repräsentativitätsirrtum ebenfalls
Oder hat es sich bei dem Signal vom Montag doch nur um einen Zufall gehandelt? Sechs gute Signale hintereinander – das kann doch kein Zufall mehr sein (Vorsicht: Repräsentativitätsirrtum!), wird sich nun der eine oder andere Analyst sagen. Doch, kann es! Zumindest hat mich gestern der Ehrgeiz gepackt, so dass ich zu recherchieren begonnen habe.
Man muss allerdings schon bis zum Jahr 2009 zurückgehen, damit man diese Regel überhaupt noch einmal testen kann. Von da an bis zum Beginn der Pandemie ist es nämlich nie mehr dazu gekommen, dass sich der S&P 500 Index um besagte 16 Prozent von seiner 200-Tage-Linie entfernt hat. Je nachdem, was man als Treffer definiert, lässt sich im Jahr 2009 die oben beschriebene schöne Serie, die übrigens im September 2020 begann, leider nicht wiederholen.
Nun konnte sich der Greenback im Rahmen der aufgekommenen Risikoaversion gestern etwas erholen und setzte den Euro, der zuvor mit rund 1,2080 noch das höchste Niveau seit dem 3. März markiert hatte, in der Folge so unter Druck, dass am Ende des Tages sogar ein kleiner Verlust übrig blieb. Dennoch bleibt die Gemeinschaftswährung in ihrer Seitwärtsentwicklung und in einem stabilen Umfeld, solange nun 1,1935 nicht mehr verletzt wird.
Hinweis
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.