Märkte Politik Wirtschaft

Starkes Stück

am
9. September 2011

Starkes Stück, dachte ich, als ich heute Nachmittag vom Rücktritt des Chef-Volkswirts der EZB hörte. Und meine erste Reaktion mag der vieler anderer Marktteilnehmer geähnelt haben. So schoss mir sofort durch den Kopf, dass mit Jürgen Stark bereits der zweite Falke innerhalb nicht einmal eines Jahres die europäische Zentralbank verlässt. Und das auch noch zur Unzeit, mitten in der Krise. Ich möchte aber an dieser Stelle ganz bewusst nicht darüber spekulieren, ob es tatsächlich persönliche Gründe waren, die den Chef-Volkswirt zu diesem Schritt bewogen haben, oder doch Dissonanzen innerhalb der Zentralbank, weil Stark aus seiner kritischen Haltung gegenüber den Staatsanleihekäufen nie einen Hehl gemacht hatte.

Vielmehr hat mich der Zeitpunkt aufgeregt, zu dem der Rücktritt bekannt wurde: Nämlich ebenfalls zur Unzeit, an einem Freitagnachmittag, wenn die Liquidität an den Finanzmärkten meist schwach ist, so dass eine Meldung von solcher Tragweite in einem ohnehin stark verunsicherten Markt durchaus zu einer Panik führen kann. Hätte man – ohne diese Personalie jetzt zu hoch hängen zu wollen – nicht mit dieser Nachricht bis zum Börsenschluss oder Samstagvormittag warten können? Damit man Zeit gehabt hätte, die Botschaft bis zur Eröffnung des Handels am Montag in Ruhe zu verarbeiten.

 

SCHLAGWÖRTER
ÄHNLICHE BEITRÄGE
1 Kommentar
  1. Antworten

    King Balance

    9. September 2011

    So war es auch gedacht!!!
    Frankfurt, 09. Sep (Reuters) – EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark steht vor dem Rücktritt. Wie Reuters am Freitag in Finanzkreisen aus Frankfurt und Berlin erfuhr, will Stark nach Börsenschluss seine Demission bekanntgeben.

    Hat den DAX ganz locker mal 160 Punkte gekostet.

    Ruhe kehrte erst wieder ein als der Nachfolger bekannt gg. wurde.. LoL!!!

    Jörg Assmusen ($PD) als Nachfolger im Gespräch. Mit Asmussen als Nachfolger von Stark sind die Würfel für den € wohl endgültig gefallen. Damit ist der letzte Einfluss der „alten“ Bundesbanklinie in der EZB verloren.

    „Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur ob die Krise früher durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems kommen soll“ – Ludwig von Mises

    Am Tag, als der Dollar starb
    http://kingbalance.blogspot.com/2011/08/am-tag-als-der-dollar-starb.html

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

Archiv