Dollar am Morgen Märkte

Abschied mit Abwärtsrisiken

am
25. Oktober 2019

EUR USD (1,1105)             Man könnte die Kursbewegungen von Euro und Dollar am gestrigen Handelstag durchaus zu den volatileren dieses Monats zählen. Und zum ersten Mal seit längerem spielten Wirtschaftsdaten dabei eine treibende Kraft. Kein Überraschungsmoment ging indes von der letzten EZB-Ratssitzung unter Leitung ihres scheidenden Präsidenten Mario Draghi aus. Letztlich bestätigte die EZB das, was bereits in der September-Sitzung beschlossen worden war. Insbesondere das neue quantitative Lockerungsprogramm (QE) wird im November wie geplant mit Anleihekäufen von 20 Mrd. Euro pro Monat beginnen. Dabei werden die Anleihekäufe so lange wie nötig fortgeführt und kurz vor der ersten Leitzinserhöhung eingestellt. Fast bekommt man dabei den Eindruck, als ob das QE-Programm für immer laufen solle („QE-Infinity“). Gleichzeitig betonte der EZB-Präsident noch einmal die Abwärtsrisiken beim ökonomischen Ausblick – etwas anderes war nicht erwartet worden. Abgesehen davon wünschen wir Mario Draghi auf jeden Fall für die Zukunft alles Gute.

 

Marktbewegende Einkaufsmanager-Indices

Stärkeren Einfluss auf den Markt übten indes die vorläufigen Einkaufsmanagerindices (Markit) aus, die dem Euro gestern Vormittag zunächst zu einem kleinen Aufschwung verholfen hatten. Denn die französischen Zahlen wiesen zunächst auf eine verbesserte ökonomische Situation hin – leider galt dies nicht für die später publizierten Zahlen der gesamten Eurozone. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe lag zwar auf dem Niveau des Vormonats, blieb aber hinter den Erwartungen der Ökonomen zurück. Bei den Dienstleistern gestaltete sich die Situation etwas besser, aber letztlich nicht viel anders. Vor allem die Erwartungskomponente bei den Dienstleistern fiel auf den niedrigsten Stand seit Juni 2013. Und so verpuffte am gestrigen Handelstag der erste Anlauf des Euro an der Oberseite (immerhin bis 1,1160).

Der zweite Versuch war ebenfalls zum Scheitern verurteilt und dürfte auf die enttäuschenden Daten zu den US-Auftragseingängen langlebiger Wirtschaftsgüter für den Monat September zurückzuführen gewesen sein. Allerdings ergab eine spätere Berechnung des viel beachteten Modells der Fed von Atlanta, GDPNow, ein unverändertes Wachstum von 1,8 Prozent für das dritte Quartal dieses Jahres.

 

Antrag auf UK-Neuwahlen

Etwas besser war es dann um die US-Einkaufsmanagerindices (ebenfalls Markit) am Nachmittag hiesiger Zeit bestellt, die vor allen Dingen für das verarbeitende Gewerbe etwas stabiler als im Vormonat aussahen. Allerdings bereiten die Unterkomponenten für den Arbeitsmarkt und auch für das Neugeschäft bei den Dienstleistern – diese Komponente lag auf dem niedrigsten Stand seit dem Jahr 2009 – etwas Sorgen. Ob sich am Ende aus der jüngsten Stabilisierung in der Industrie auf niedrigem Niveau eine stärkere Erholung für das US-Wachstum ergeben kann, bleibt daher abzuwarten.

Ach ja, auch in Sachen Brexit gab es Neuigkeiten. So wird der britische Premierminister Boris Johnson für den kommenden Montag, im Unterhaus einen Antrag auf vorgezogene Neuwahlen am 12. Dezember stellen. Dass sich dieses Vorhaben nicht einfach gestalten dürfte, habe ich bereits gestern HIER eingehend erläutert.

Für Euro-Optimisten war der gestrige Handelstag allerdings ernüchternd: Die beiden Versuche, an der Oberseite etwas Land zu gewinnen, wurden recht schnell zurückgeschlagen. Stattdessen testete die Gemeinschaftswährung am Ende an der Unterseite das wichtige Nachfrageniveau bei 1,1095, dessen Erhalt für eine kurzfristig positive Euro-Perspektive (1,1225) vonnöten ist. Unterhalb von 1,1070/75 ist die Gemeinschaftswährung zurzeit auch noch schlecht unterstützt.

 

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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