Zu reich? – Jenseits von Gut und Böse II
Hatte kürzlich im Sportstudio wieder einmal die Gelegenheit, mir während meines Trainings ungewollt neun Fernsehkanäle gleichzeitig anzuschauen. Am Ende blieb ich bei n-tv hängen, wo gerade die Sendung „n-tv Deluxe – alles, was Spaß macht“ lief, die ich schon des Öfteren gesehen habe – das letzte Mal ging es um eine verschwenderische Einkaufstour eines Promis in St. Moritz. Und da ich mich seit Neuestem vor allem mit Normen und Werten unserer Gesellschaft beschäftige, kam ich nicht umhin, diese Sendung besonders unter diesem Aspekt zu betrachten. Kaum hatte ich den Kopfhörer aufgesetzt, schallte mir ein schwungvolles: „Hallo, liebe Milliardäre“ entgegen – mit dieser Formel pflegt die Moderatorin die Zuschauer an den Bildschirmen mit einem frontalen Lächeln zu begrüßen. Komisch, warum fühlte ich mich dennoch nicht persönlich angesprochen… Und dann ging es auch sogleich – MAZ ab! – mitten hinein ins Leben von Schenja Finkelstein, seines Zeichens Multimillionär und Organisator für Russland-Konzerte internationaler Top-Stars.
Und schon blickten wir gebannt in die Innenwelt eines riesengroßen Wohnhauses, folgten der Kamera auf ihrem Rundgang durch die acht einzelnen Gebäude, in denen Herr Finkelstein privat residiert, durchschritten riesige, modern gestylte Wohnhallen und warfen auch einen Blick in diverse Saunen, die der Musikmagnat für sein körperliches Wohlbefinden benötigt. Bei so viel Opulenz kam auch die n-tv-Reporterin ins Schwärmen. Tatsächlich vermittelte sie mit ihrem Beitrag den Eindruck, dass all der zur Schau gestellte Reichtum mit ehrlicher und harter Arbeit verdient worden war. Das hat Herr Finkelstein alles ganz legal geschafft – lautete die unausgesprochene Botschaft an den Zuschauer.
Insgesamt wurde uns eine Wertewelt präsentiert, wie sie sich der normale Fernsehzuschauer bestenfalls in seinen kühnsten Phantasien ausmalen kann, ohne auch nur hoffen zu dürfen, jemals selbst in solchem Luxus zu schwelgen. Aber träumen darf man ja. Schließlich wurde man auch noch in Finkelsteins klimatisierten Weinkeller geführt. Feierlich zog er eine Schublade auf, und der Blick der Kamera fiel auf mehrere Flaschen „Chateau Petrus“, dem Rolls Royce unter den Bordeaux-Weinen. 2.500 € soll eine Bouteille dieses Statussymbols gekostet haben. Da verschlug es offenbar auch unserer Kommentatorin die Sprache. Das sei jetzt doch schon ein bisschen dekadent, hauchte sie. Fast hätte ich ihr darin spontan beigepflichtet, doch dann fiel mir rechtzeitig ein, dass die übrigen Lebenshaltungskosten im Hause Finkelstein vermutlich ein Mehrfaches des kostspieligen Weinkellers betragen. Allein die diversen Saunen ein Jahr lang zu reinigen und in Betrieb zu halten, dürfte deutlich teurer sein als die ganze Schublade mit dem Chateau Petrus. Doch das geht bei all dem offensichtlichen Reichtum glattweg unter. Die Reporterin wie auch der gebannte Zuschauer sahen wohl im Geiste, wie sich 2.500 Euro verflüssigen, im Nu verrinnen und lediglich eine rote Spur im Glas hinterlassen. Dekadenz ist anscheinend eine Sache der Wahrnehmung.
freiwirtschaft
vielleicht sollte man sich mal gedanlen darüber machen warum die reichen immer reicher werden und die anderen immer ärmer? einfache zinsrechnung: du bekommst von deinem vater tausend euro vererbt, leute wie guttenberg hundert millionen. bei 5% zinsen verdoppelt sich der betrag alle 15 Jahre. am ende deines lebens hast du vielleicht viertausend zu vererben, leute wie guttenberg 400 millionen. übrigens, die zinsen von gutti musst du erwirtschaften, das sind nämlich die schulden (jede schuld hat einen gläubiger) die dir über die preise und steuern aufgedrückt werden. ab ins hamsterrad!