Wieder auf klarem Kurs
Weggefegt sind die jüngst aufgekeimten Zweifel an der Stabilität der Eurozone infolge des italienischen Wahlergebnisses. Aber mittlerweile scheint man sich sogar hierzulande mit der Idee einer Koalition Bersani/Berlusconi anfreunden zu können – Hauptsache, die Unsicherheit ist weg, könnte man zynischerweise argumentieren. Aber die hiesige Sicht der Dinge ist sowieso verzerrt. Denn Berlusconi und Grillo hätten, wenn die Deutschen für die politische Zukunft Italiens abstimmen dürften, keinen derartigen Zuspruch bekommen. Wahrscheinlich hätten auch 95 Prozent der Deutschen Barack Obama ihre Stimme bei den US-Präsidentschaftswahlen im vergangenen November gegeben. Jetzt höre ich manch einen schon wieder sagen, jeder verdiene das, was er gewählt habe. Mit anderen Worten: Demokratie ja, aber bitte nur so wie wir uns das vorstellen. Tatsächlich ist das italienische Wahlergebnis eine Absage an die Austeritätsideologie, die durch die deutsche Brille verständlich und deswegen vor allem hierzulande gepflegt wird. Sparprogramme, die den Ländern der Peripherie Europas vermutlich mehr geschadet als genutzt haben.
Die Gelddruckmaschinerie wird nicht angehalten
Glücklicherweise ist nun zumindest der geldpolitische Kurs der wichtigen Notenbanken in dieser Woche wesentlich klarer geworden. Nach ein paar Tagen der Ungewissheit, die vor allen Dingen durch das jüngste Protokoll des Offenmarktausschusses der US-Notenbank aufgekommen war, machte deren Chef Ben Bernanke in seiner Anhörung vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses deutlich, dass eine aggressive Geldpolitik weiterhin vonnöten sei. Denn der Fed-Chef sieht sein Land noch Jahre von einem zufriedenstellenden Arbeitsmarkt entfernt. Noch wichtiger für die Akteure: Bernanke hob den hohen Konsens innerhalb des Offenmarktausschusses hervor. In Japan wurde Haruhiko Koruda – weithin bekannt als Befürworter einer lockeren Geldpolitik – als neuer Chef der BoJ bestätigt und in Großbritannien denkt man sogar über negative Zinsen nach. Zu guter Letzt bestätigte EZB-Präsident Mario Draghi, die EZB sei weit davon entfernt, von ihrer Politik der unkonventionellen Mittel abzurücken.
Umschichtungen am Aktienmarkt
Am Aktienmarkt scheinen derzeit größere Umschichtungen stattzufinden, die sich bald schon in einer deutlichen Polarisierung der Akteure niederschlagen dürfte. Zumindest weisen die starken Swings des DAX während der vergangenen Tage daraufhin. Zum wiederholten Male gelang es jedoch den Pessimisten nicht, das Börsenbarometer auch nur annähernd in die Nähe der 7.500er Marke zu drücken. Die Gründe hierfür, und wer am Ende die Nase vorn haben wird, können Sie in der jüngsten Sentiment-Analyse nachlesen, die Gianni Hirschmüller für die Börse Frankfurt hier verfasst hat. Ich selbst habe mich um die Prognosedetails gekümmert.