DAX-Sentiment Dollar am Morgen

Ungewöhnliche Unruhe

am
28. Januar 2021

Normalerweise gestaltet sich vor dem Ende von US-Notenbank-Sitzungen das Handelsgeschehen bei den Währungen ruhig. Aber gestern überschlugen sich die Ereignisse, da die Aktienmärkte auch hierzulande recht deutlich unter Druck gerieten. Dabei sah es zum Stichpunkt der Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt (10:00 Uhr) noch nicht nach einer dramatischen DAX-Schwäche aus, zumal die Stimmung der Investoren fast neutral war. Aber die Abwärtsbewegung gewann an Dynamik und endete zunächst einmal dort, wo ich (vgl. HIER) Nachfrage institutioneller Investoren erwartete, nämlich in der Mitte der Zone zwischen 13.450 und 13.500 DAX-Zählern.

 

Dollar gut gefragt

Auch im Devisenhandel kam Einiges in Bewegung, weil der US-Dollar mit einem Male überraschend stark nachgefragt war. Nicht die Richtung stellte die eigentliche Überraschung dar, sondern die Schnelligkeit, mit der sich die Kursentwicklung vollzog. Dies war sicherlich auch der an den Aktienmärkten aufgekommenen Risikoaversion geschuldet. Der Euro fiel jedenfalls gegenüber der Eröffnung um rund 100 Stellen und landete ziemlich exakt auf dem für technisch orientierte Analysten wichtigen Niveau von 1,2050, um sich von dort zunächst allerdings wieder eindrucksvoll zu befestigen. Darunter wäre (vgl. meinen gestrigen Kommentar HIER) nach Lesart der Charttechniker eine Umkehrformation mit größerem Schwächepotenzial komplettiert worden.

 

Delikate Aufgabe für Jerome Powell

Nun blieb es dem Fed-Präsidenten Jerome Powell vorbehalten, das Ergebnis der am Abend endenden Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) mit allem nötigen Feingefühl zu kommunizieren. Natürlich erwarteten die Marktteilnehmer, dass die Fed ihren lockeren geldpolitischen Kurs für dieses Jahr beibehalten und bestätigen würde. Würde sich Powell zu taubenhaft zeigen, müsste er sich allerdings möglicherweise den Vorwurf gefallen lassen, die derzeit vielerorts diskutierte Spekulationsblase an den Aktienmärkten weiter anzuheizen, war zu hören. Ein falsches Wort, das in die andere Richtung weist, zusammen mit den Anfang Januar aufgekommenen Tapering-Diskussionen einiger FOMC-Mitglieder, die zuletzt im Keim erstickt wurden, würde, so die mancherorts zu vernehmende Diskussion, die Blase womöglich zum Platzen bringen. Eine delikate Aufgabe für den Fed-Präsidenten.

 

Keine Überraschungen

Erwartungsgemäß hat die US-Notenbank den Leitzins und das Volumen der Anleihekäufe unverändert belassen. Auch hat sie ihr Commitment zu einer lockeren Geldpolitik bekräftigt. Darüber hinaus machte Fed-Chef Jerome Powell in der Pressekonferenz noch einmal klar, dass jedwede Diskussion über einen möglichen Zeitpunkt für den Ausstieg aus der derzeitigen Geldpolitik verfrüht sei. Vielmehr als die Gefahr einer möglichen Inflation befürchte er, dass eine komplette wirtschaftliche Erholung nicht erreicht werden könnte.

In der weiteren Folge bleibt der US-Dollar gefragt und setzt den Euro unter Druck, mit dem Risiko, dass nach Unterlaufen von 1,2100/05 das Momentum des mittelfristigen Aufwärtstrends vollends zum Erliegen kommt. Ein Ende der Korrekturphase ist auf der anderen Seite nach wie vor erst oberhalb von 1,2235 zu erwarten.

 

Hinweis

Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.

 

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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