Starker Konsens
Das Protokoll der vergangenen Fed-Sitzung vom 31.Juli/1.August zeigt offenbar einen überraschend deutlichen Konsens unter den Mitgliedern des Offenmarktausschusses, schon recht bald einen weiteren geldpolitischen Schritt vorzunehmen, sofern das Wachstum nicht nachhaltig und überzeugend Fahrt aufnähme. Ein klarer Fall für eine weitere quantitative Lockerung könnte man meinen. Aber die Sitzung des FOMC ist bereits Ende Juli gewesen und seither hat es bei den US-Wirtschaftsdaten sogar ein paar positive Überraschungen gegeben. Etwa am Immobilienmarkt oder auch bei den Einzelhandelsumsätzen und nicht zuletzt bei den besser als erwartet ausgefallenen Nonfarm Payrolls. Interessanterweise lese ich gerade heute Morgen, dass sich die US-Notenbank bei ihrer vergangenen Sitzung womöglich anders festgelegt hätte, wenn Sie im Besitz der Arbeitsmarktdaten gewesen wäre.
Auf Zinstauben hören
Anscheinend ist es nicht aus den Köpfen vieler Analysten herauszubekommen, dass sich eine Notenbank bei der Festlegung auf einen so wichtigen und durchaus umstrittenen Schritt nicht auf eine volatile Zahl wie die der neu geschaffenen Stellen am Arbeitsmarkt stützen dürfte. Am Ende ist doch einzig und allein die Frage entscheidend, unter welchen Bedingungen ein „substantial and sustainable strengthening“ der US-Konjunktur eintreten wird. Angesichts der immer noch schlechten Stimmungsdaten in den USA gehe ich davon aus, dass wir von diesem Punkt noch weit entfernt sind. Vielleicht sollte man sich tatsächlich auf das konzentrieren, was die Zinstauben in der Fed in den kommenden Wochen zum Wachstum von sich geben. Sollten von diesen Befürwortern quantitativer Lockerungen tatsächlich weniger düstere Wachstumseinschätzungen verbreitet werden, wäre dies ein Indiz, dass bei der kommenden Sitzung des FOMC im September keine weiteren Lockerungsmaßnahmen beschlossen werden.
Der gestrige Bericht des Congressional Budget Office (CBO), wonach sich für die USA die Gefahr einer so genannten Double-Dip-Rezession erhöht habe, sofern es dem Kongress nicht gelänge, vor dem Jahreswechsel die fiskalische Klippe zu umschiffen, lässt für Wachstumsfantasien allerdings kaum Raum. Für diesen Fall sieht das CBO auch die Arbeitslosenquote im kommenden Jahr von 8,2 auf 9,1 Prozent steigen.
Quantitative Lockerungen hierzulande wenig willkommen
Wenn ich mir dann auch noch den gestrigen Beitrag von Jon Hilsenrath und Kristina Peterson – Ersterer wird von manchem Ökonomen derzeit als Sprachrohr Ben Bernankes wahrgenommen – im Wall Street Journal zu Gemüte führe, ist die Chance für einen geldpolitischen Schritt derzeit im September deutlich gestiegen. Dies dürfte manchem Börsianer hierzulande allerdings nicht so recht schmecken, denn zumindest für deutsche Aktien ist der Pessimismus im Vergleich zur Vorwoche noch einmal eindrucksvoll gestiegen und nähert sich damit seinem historischen Höchststand aus dem April 2008. Welche Folgen eine QE-induzierte Rallye für den DAX hätte, lesen Sie hier oder hören Sie als Podcast meines gestrigen Kommentars für die Börse Frankfurt.