Märkte

Starker Euro, starke SNB

am
1. November 2012

Las heute Morgen in der Online Ausgabe des Wall Street Journal, dass die Währungsreserven der Schweizer Nationalbank (SNB) per Ende September auf knapp 430 Milliarden Franken gestiegen sind – gegenüber den starken Zuwächsen der Vormonate kann man den jüngsten Anstieg von 8,5 Milliarden Franken fast schon als marginal bezeichnen. Viel interessanter als der absolute Zuwachs der Währungsreserven ist jedoch deren Verteilung auf die verschiedenen Valuten. Die hat sich nämlich gewaltig verändert: Während per Mitte 2012 noch 60 Prozent der Devisen in Euro gehalten wurden, hat sich dessen Anteil zum Ende des dritten Quartals deutlich verringert – er fiel auf 48 Prozent. Im gleichen Zeitraum sind vor allem die Dollar-und Pfund-Reserven der Zentralbank deutlich angestiegen.

 

Ohne Draghi hätte es nicht geklappt

Nun könnte man geneigt sein, die Interventionspolitik der SNB[1] seit Herbst 2011, habe Früchte getragen. Eine Politik, die ich übrigens schon verschiedentlich kritisiert hatte. Doch diesen Erfolg allein der SNB zuzuschreiben, mag vielleicht etwas vorschnell sein. Denn man darf nicht vergessen, dass EZB Präsident Mario Draghi mit seiner berühmten Londoner Rede Ende Juli dieses Jahres, die EZB werde alles tun, um den Euro zu unterstützen – samt der späteren Ankündigung unlimitierter Anleihekäufen im Rahmen ihres Mandats  – das Vertrauen in den Euro wieder hergestellt hat. Vertrauen dass der Gemeinschaftswährung auch aus dem Ausland entgegengebracht wurde. Der Kapitalstrom, vornehmlich aus dem Dollarraum, in den Euro muss jedoch so stark gewesen sein, dass sich die SNB ohne dass dies der Markt wirklich zur Kenntnis genommen hätte, von ihren überproportional hohen Euro-Beständen klammheimlich trennen konnte. Mehr noch, hat mit dem zurückgekehrten Vertrauen in den Euro die Fluchtbewegung in den Schweizer Franken ihren Schwung verloren.

 

Keine weiteren Euro-Verkäufe zu erwarten

Das Problem der hohen Devisenreserven der SNB ist damit zwar noch nicht gelöst, aber immerhin sind jene besser als zuvor diversifiziert, der Anteil des Euro liegt nunmehr etwa auf dem von der Zentralbank angestrebten langfristigen Anteil von 50 Prozent. Damit sind weitere massive Euroverkäufe gegenüber dem US-Dollar der SNB wohl nicht mehr zu erwarten, womit dem EUR/USD- Wechselkurs das Tor zu einer weiteren Aufwertung weit offen steht. Sofern noch weitere gute Nachfrage besteht. Nachfrage die den Euro übrigens seit Mitte Juli bis Mitte September trotz der SNB-Verkäufe bereits von rund 1,21 auf 1,31 USD getrieben hat.

Unterdessen scheint sich am deutschen Aktienmarkt stimmungstechnisch vordergründig nicht allzu viel getan zu haben. Welche Perspektiven sich bei genauerem Hinsehen jedoch für den DAX ergeben, erfahren Sie in der Analyse meines Kollegen Gianni Hirschmüller, die er hier für die Börse Frankfurt erstellt hat. Meine Detaileinschätzung können Sie hier einsehen.



[1] Im Falle einer Befestigung des Frankens gegenüber dem Euro verspricht die SNB den Euro bei 1,20 CHF stabil zu halten, notfalls mit unlimitierten Euro-Käufen

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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