Spätes Verkaufssignal
Noch einmal möchte ich auf die jüngste Fondsmanagerumfrage der Bank of America vom Dienstag zurückkommen, bei der die Teilnehmer davon ausgingen, dass das größte Engagement der Investoren in Bitcoin-Long-Positionen bestünde. Auch wenn damit keineswegs gewährleistet ist, dass diese Engagements tatsächlich in diesem Umfang bestanden haben, wird man angesichts des gestrigen dramatischen Kurssturzes mancherorts gefolgert haben, dass sich aus der Umfrage durchaus im Vorfeld ein antizyklisches Verkaufssignal hätte ableiten lassen.
Abgesehen, dass solche Strategien nicht immer erfolgreich sind, stand das Ergebnis der Umfrage vom (7. bis 13.5) erst am 18. Mai, also mit erheblicher Verspätung zur Verfügung – Bitcoin schlossen an diesem Tag bereits ausgesprochen schwach bei 43.000 USD. Mehr noch wurden Bitcoin bereits im Januar schon einmal von den Investoren als „most crowded trade“ eingestuft – damals stand die Kryptowährung bei etwa 36-38.000 USD und befand sich erst am Beginn einer sagenhaften Rallye bis auf knapp 65.000 USD im April dieses Jahres.
Internationale versus heimische Investoren
Aber zurück zu dem, was mich eigentlich beschäftigt (Bitcoin interessieren mich als Investment überhaupt nicht), also in erster Linie der Euro und auch die Aktienmärkte. Bei Letzteren ergab sich ein seltsames Phänomen, denn die gestrige Umfrage der Börse Frankfurt zeigt nach wie vor (vgl. meinen Kommentar HIER) einen ausgeprägten Pessimismus der hiesigen Investoren an, der sich fast auf dem höchsten Stand innerhalb dieses Jahres befindet. Im Gegensatz dazu stehen die Aussagen der internationalen Fondsmanager, die sich nicht nur viel optimistischer geben, sondern ausgerechnet in Aktien der Eurozone laut der BofA-Umfrage am stärksten übergewichtet sind. Wie sich wohl diese Gemengelage am Ende auflösen wird, ist dabei noch unklar.
Tapering-Diskussionen in der Zukunft, wenn …
Vergleichsweise ruhig ist es gestern beim Euro gegenüber dem US-Dollar geblieben, der immerhin noch ein marginal höheres Hoch und damit den höchsten Kurs seit dem 8. Januar dieses Jahres markieren konnte. Vielleicht waren die Händler auch deswegen zurückhaltend, da am gestrigen Abend das Protokoll zur jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) vom 27./28. April zur Veröffentlichung anstand. Ein Dokument, das angesichts der mittlerweile publizierten US-Inflationsdaten und gestiegenen Inflationsbefürchtungen längst Makulatur gewesen sein müsste. Auch weil sich der US-Arbeitsmarkt im April deutlich schlechter entwickelt hatte, als zum Zeitpunkt des FOMC-Meetings bekannt war. Dessen starke positive Entwicklung wäre nämlich unter anderem laut Protokoll Voraussetzung dafür – einige Mitglieder des Ausschusses hatten sich dahingehend geäußert –, dass man bei einem der künftigen Meetings mit Tapering-Diskussionen anfangen könnte.
Aber schon allein die theoretische Aussicht auf mögliche Tapering-Diskussionen sorgte für steigende Renditen bei den US-Staatsanleihen und für Dollar-Nachfrage. Dennoch bleibt der Euro in seinem kurzfristigen Aufwärtstrend, dessen Momentum oberhalb von 1,2125 ungefährdet erscheint.
Hinweise
Die genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 5 Stellen.