Schöne Grüße aus Beverly Hills
Eigentlich passiert es mir nur im Sportstudio, dass ich „n-tv Deluxe – alles, was Spaß macht“ als Format meiner Wahl unter den vielen anderen langweiligen TV-Angeboten heraussuche. Nicht dass diese Sendung besonders geistvoll wäre, aber um sich ein wenig vom eintönigen, aber notwendigen Ausdauertraining abzulenken, eignet sich Jennifer Knäbles Einladung: „Hallo, liebe Milliardäre!“ schon. Und für gesellschaftliche Studien.
Der erste Beitrag führte uns zum x-ten Mal (n-tv Deluxe scheinen wohl langsam die Milliardäre auszugehen) Richtung Los Angeles zu den Reichen und Superreichen von Beverly Hills. Und weil sich dort mit Grundstücken und Immobilien besonders viel Geld verdienen lässt, wird uns eine Immobilienmaklerin vorgestellt, die sich natürlich nur mit den Allerreichsten befasst. Denn in Beverly, so scheint es, kann man über Nacht zum Millionär werden. Man muss nur das Richtige tun: Sechs Prozent Maklerprovision können einen im Erfolgsfall so richtig reich machen. „Sechs Prozent auf 50 Millionen Dollar“, rechnet uns die Stimme aus dem Off beflissen vor, „macht drei Millionen.“ Leicht zu rechnen, aber dennoch schwer zu bekommen. Hm, so richtig Neidstimmung will bei mir dennoch nicht aufkommen, auch nicht beim 500 Quadratmeter großen Haus aus dem Portfolio für Interessenten. Wahrscheinlich auch bei den meisten anderen Fernsehzuschauern nicht, weil als Grundvoraussetzung für das Entstehen von Neid soziale Vergleichbarkeit mit dem zu Beneidenden gegeben sein muss. Und die Reichen und Schönen von Beverly spielen einfach in einer anderen Liga als unsereins.
Dennoch: Ein Satz aus dem TV-Beitrag will mir nicht aus dem Kopf gehen: „Wer es hier geschafft hat, der zeigt das auch.“ Wo doch, so könnte man meinen, in diesen Vermögensregionen und bei so viel Reichtum der Status keine große Rolle mehr spielen sollte.
Und bei diesem grenzenlosen Wohlstand und ewigem Sonnenschein klang es fast schon ein bisschen scheinheilig, als uns die Stimme aus dem Off auch auf die Armen dieser Welt hinwies und darauf, dass Los Angeles eigentlich eine Stadt der Gegensätze sei. Nur wenige Kilometer von Beverly Hills, quasi um die Ecke, fristen anscheinend Hunderte von Heimatlosen ihr Dasein. Was für ein Gegensatz! Ja, das Thema Ungleichheit ist momentan derart präsent, dass es sich das n-tv Team nicht nehmen ließ, einen Blick auf das Elend in Downtown L. A. zu riskieren. Natürlich wurde nur mit Polizeischutz und aus dem fahrenden Auto heraus gefilmt. Gott sei Dank gebe es nur 42 Heimatlose in Beverly Hills, konnte die Immobilienmaklerin sofort etwaige Kaufinteressenten am Bildschirm beschwichtigen, wo immer sie diese Statistik auch herhaben mag. Alles unter Kontrolle also, oder?
Schnell wechselte ich das Programm, denn ich wollte mir nicht vorstellen, wie eines Tages die Armen von Downtown den Hügel nach Beverly erklimmen.
WOM
Ich glaube dass die „Armen“ eher in Deutschland die Hochburgen der „Reichen“ stürmen werden als in Amerika. Denn gerade bei uns wird seit 50 Jahren seitens der Politiker immer wieder gerne gebetsmühlenhaft wiederholt, das „Reichtum“ egal wie man dazu gekommen ist unsozial sei. Wenn man in Amerika jemandem erzählt, dass man eine Million „gemacht“ hätte, dann wird die Reaktion sein:“ Ey, klasse wie hast Du das gemacht? Sage es mir ich will es nachmachen“. In Deutschland würde man eher so reagieren:“ Ich will gar nicht wissen Du die Million gemacht hast, denn das ist bestimmt nicht legal gelaufen. Mit Reichen will ich nichts zu tun haben“. Gerade der Deutsche fühlt sich gerne jederzeit dazu berufen den „Oberlehrer“ in aller Welt zu spielen und würde am liebsten alles umverteilen. Wenn ich jemals eine gute Geschäftsidee zu Geld machen wollte, dann in Amerika aber ganz bestimmt nicht in Deutschland.