Märkte

Vage Notenbankpräsidentin

am
25. Februar 2015

Auf den ersten Blick war ich mir nicht sicher, wie das jüngste Statement der US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen vor dem Bankenausschuss des US-Senats (Humphrey Hawkins Testimony) zu bewerten sei. Zumindest bei Durchsicht der anglo-amerikanischen Presse konnte man auf den ersten Blick den Eindruck gewinnen, Janet Yellen sei von ihrer bisherigen taubenhaften Position leicht abgerückt. Bei genauem Hinsehen entpuppte sich das Statement jedoch als ausgesprochen vage – ein taktisches Meisterstück, das den Finanzmärkten den Eindruck vermitteln sollte, sie bräuchten sich wegen einer Zinserhöhung so schnell keine Sorgen zu machen. Selbst wenn eine Änderung der Wortwahl in der Orientierungshilfe, etwa der Wegfall des Begriffes „patient“, bei einer der kommenden Sitzungen erfolgen sollte, würde dies nicht notwendigerweise eine erste Zinserhöhung bedeuten – wenn überhaupt, dann träte das erst nach weiteren zwei Sitzungen des Offenmarktausschusses ein. Ich bleibe ohnehin nach wie vor der Meinung, dass die Fed auch in den kommenden Monaten angesichts des hohen Dollarkurses nicht mit einem Zinsschritt aufwarten dürfte, zumal sich die Entwicklung des Greenback noch längst nicht in voller Stärke in der US-Handelsbilanz (mit den Folgen Wachstumsschwäche und niedrigeren Importpreisen) bemerkbar gemacht hat.

Unterdessen zeigen sich die Börsianer hierzulande immer noch vergleichsweise skeptisch und äußerst zurückhaltend. Während das Ausland dem deutschen Aktienmarkt das volle Vertrauen ausspricht, was sich nicht nur in der BofA Merrill Lynch Umfrage vor rund 14 Tagen bereits niederschlug, scheinen viele Investoren hierzulande den Zug verpasst zu haben. Jetzt wollen sie natürlich vermeiden, im letzten Moment auf den Trend aufzuspringen und sich dabei bildlich die Beine zu brechen. Diesen Eindruck vermittelt auch die jüngste Sentiment- -Erhebung der Börse Frankfurt, die ich HIER kommentiert habe.

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3 Kommentare
  1. Antworten

    thom ram

    26. Februar 2015

    Amerikanische Notenbank?
    Ich möchte darauf hinweisen, dass dieser Begriff fälschlicherweise dahin gedeutet werden kann, dass die FED Besitz des amerikanischen Volkes sei.
    Wahr ist:
    Die Fed wurde 1913 von einem privaten Bankenkonsortium gegründet. Dass jeweils jemand vom Staat den Vorsitz hat, ändert nichts an der Tatsache, dass die FED Privatbesitz ist.
    Das bedeutet:
    Die Billionen von den US Bürgern an die FED abgelieferten Zinsen sind allesamt in die Taschen der Besitzer des Bankenkonsortiums geflossen.
    Ich erinnere:
    Präsident Kennedy wollte die FED verstaatlichen. Das ging nun aber gar nicht.

  2. Antworten

    hanny

    27. Februar 2015

    leider muss ich sagen, ich traue der FED nicht, wir dürfen nicht vergessen, dass wir in einer Planwirtschaft leben, das erinnert mich sehr stark an die DDR und was daraus geworden ist, wissen wir ja.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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