Dollar am Morgen Märkte

Schlechte Stimmung, folgenlos

am
24. September 2019

EUR USD (1,0990)             Gestern war wieder einmal der Tag der vorläufigen Einkaufsmanagerindices (PMIs, Markit), die für die Eurozone, aber auch für die USA veröffentlicht wurden. Die erste Schock-Meldung diesbezüglich gab es bereits am Vormittag, als die deutschen Zahlen publiziert wurden. Sowohl der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe als auch derjenige der Dienstleister blieben hinter den Erwartungen der Ökonomen zurück. Gleichzeitig fiel der Gesamtindex mit 49,1 unter die viel beachtete 50er-Linie, die den Trennstrich zwischen wirtschaftlicher Expansion und Schrumpfung markiert.

Damit spricht viel dafür, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal zum zweiten Mal hintereinander geschrumpft ist und somit die Voraussetzungen einer sogenannten technischen Rezession gegeben wären. Indes: Die Deutsche Bundesbank dämpfte in ihrem gestern ebenfalls veröffentlichten Monatsbericht die Sorge vor einem stärkeren Einbruch der deutschen Wirtschaft. Und schenkt man dem Bericht der Bundesbank Glauben, würde auch ein zweimaliger Rückgang „der gesamtwirtschaftlichen Erzeugung“ in Folge für sich genommen in der gegenwärtigen Situation „noch keinen Grund zur Besorgnis“ darstellen.

 

Draghi weniger zuversichtlich als Bundesbank

Fast folgerichtig vermittelten aber auch die PMI-Umfragedaten zur Eurozone nichts Gutes. Denn die Unternehmensstimmung fiel auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren, wobei sowohl der PMI für die Industrie mit 45,6, aber auch derjenige der Dienstleister (52,0) hinter den Vormonatswerten und auch deutlich unter der mittleren Schätzung der Analysten zurückblieb.

Im Vergleich zum Bundesbankbericht klang EZB-Präsident Mario Draghi in seiner gestrigen Anhörung vor dem EU-Parlament allerdings wesentlich pessimistischer, als er noch einmal betonte, dass die Wachstumsdynamik in der Eurozone stärker als ursprünglich erwartet zurückgegangen sei – ein Statement, das neben all den anderen Ausführungen des EZB-Präsidenten jedoch keine neuen Erkenntnisse mit sich brachte.

 

Warnsignal für US-Arbeitsmarkt

Gemischte Neuigkeiten gab es indes hinsichtlich der vorläufigen Einkaufsmanagerindices aus den USA, wo der PMI des produzierenden Gewerbes mit 51,0 wieder etwas optimistischer als im August (50,3) und auch besser als von den Ökonomen erwartet ausfiel. Dagegen blieb der Index für die Dienstleister mit 50,9 hinter den mittleren Erwartungen der Ökonomen zurück, wobei der Unterindex für die Beschäftigung im September sogar auf 49,1 (Vormonat 50,4), den schlechtesten Wert seit Dezember 2009, zurückfiel.

Per Saldo bleibt festzustellen, dass der Euro gegenüber dem US-Dollar trotz der schlechten Nachrichten für die Eurozone am Vormittag vorübergehend lediglich auf 1,0965 zurückfiel, möglicherweise auch, weil sich die Marktteilnehmer nun schon seit Monaten an unangenehme Wachstumsaussichten gewöhnt haben. Berücksichtigt man indes, dass sich der Euro in einem, wenn auch schwachen, Abwärtstrend (1,1085/90 bis 1,0835) befindet, ist es bemerkenswert, dass die Kursrückgänge trotz miserabler ökonomischer Neuigkeiten auffallend überschaubar bleiben.

 

Hinweis

Alle genannten Preisniveaus verlieren ab einer bestimmten Durchstoßgröße ihre Gültigkeit. Diese beträgt für EUR/USD 10 Stellen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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