Märkte

Ruhe vor dem Sturm oder händlerische Vernunft?

am
5. September 2013

Obgleich uns die Wirtschaftsmedien derzeit vermitteln wollen, den Aktienmärkten stünden große Ereignisse bevor, hat sich die Haltung der Investoren in eine bemerkenswerte Richtung entwickelt. Denn mehr und mehr scheint sich die Einstellung durchzusetzen, wenn schon all die Gerüchte um Syrien, die Spekulationen um ein möglicherweise bevorstehendes Tapering der US-Notenbank in den vergangenen beiden Wochen eher überschaubere Kursausschläge beschert haben, dann dürfte die DAX-Volatilität bei Eintreten weithin erwarteter Fakten kaum steigen. Denn eine Handelsbandbreite bei den deutschen Standardwerten von etwas mehr als 3 Prozent während der vergangenen fünf Handelstage spricht dafür, dass der Positionierungsappetit oder mögliche Schieflagen nicht allzu groß sein dürften. Wenn überhaupt, scheint man gut auf negative Überraschungen vorbereitet zu sein.

Aber nicht nur im Aktienmarkt scheint der Begriff „unverändert“ immer mehr Freunde zu finden, wenn es darum geht, die zukünftige Entwicklung der Kurse einzuschätzen. Ähnliches scheint auch für den Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar zu gelten, der sich trotz aller so genannten Event-Risiken seit Wochen in einer auffallend engen Bandbreite bewegt. Im August betrug diese durchschnittlich nur 60 gegenüber normalerweise etwas mehr als 90 Pips und das, obwohl die Währungen der Emerging Markets während der gleichen Zeit teils massive Kursverluste hinnehmen mussten.

Handelt es sich also nur um eine Ruhe vor dem Sturm? Vielleicht vermitteln uns DAX und Euro aber auch nur, dass es den Händlern offenbar relativ egal ist, ob nun das Tapering der US-Notenbank im September oder Dezember beginnt. Oder dass EZB-Präsident Mario Draghi durch die jüngste positive ökonomische Entwicklung in der Eurozone bezüglich seiner Absicht, die Leitzinsen für lange Zeit niedrig zu halten, (angeblich) in Bedrängnis geraten könnte. Vielleicht macht sich tatsächlich unter den Händlern eine gewisse Vernunft breit, dass man die leichte konjunkturelle Erholung der Eurozone – wie derzeit vielerorts getan – nicht einfach extrapolieren sollte.

Unterdessen habe ich versucht, aus den jüngsten Sentiment-Daten, die die Börse Frankfurt erhoben hat, weiterführende (hier) Schlüsse ziehen zu können, während mein Mitstreiter Gianni Hirschmüller die Analysedetails (hier) unter die Lupe genommen hat.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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