Märkte

QEternity mit Ende

am
21. Februar 2013

Gerade als sich die Akteure nach langer Zeit der Zweifel mental mehr und mehr auf steigende Aktienmärkte einzulassen scheinen, fährt ihnen die US-Notenbank in die Parade. Denn das, was derzeit unter dem Namen QE3 bekannt ist, die dritte quantitative Lockerungsrunde, ist nun offenbar doch kein QEternity, kein Programm mit offenem Ende. Das Protokoll des vergangenen FOMC-Treffens vermittelt, dass sich Mitglieder des Offenmarktausschusses nun zunehmend Sorgen machen, ob Kosten und möglicher Erfolg dieses Programms im richtigen Verhältnis zueinanderstehen. Während im Dezember vergangenen Jahres noch eifrig darüber spekuliert wurde, wie stark die Arbeitslosenquote in den USA würde fallen müssen, damit die Notenbank überhaupt erst mal darüber nachdenken würde, ob sie die quantitativen Lockerungen zurückfahren solle, scheint sich nunmehr etwas geändert zu haben. Die Diskussion im Offenmarktausschuss dürfte jedoch nicht deswegen zu Stande gekommen sein, weil man plötzlich Angst davor bekommen hätte, die Bilanzsumme der Notenbank könnte zum Ende des Jahres 4 Billionen USD erreichen. Vielmehr fand in diesem Gremium etwas statt, das man von jeder Gruppe erwarten sollte, die eine große Verantwortung trägt: Das fortwährende Abwägen von Chancen und Risiken, vor allem, wenn es sich um eine Strategie handelt, die in diesem Maße und in dieser Form noch nie in der Praxis angewandt wurde.

 

Vernachlässigter Sequester

Die Marktreaktion indes war deutlich, der S&P 500  musste den größten Tagesverlust dieses Jahres hinnehmen. Dennoch bin ich über den Grund der heftigen Reaktion der Marktteilnehmer etwas erstaunt, zumal niemand sagen kann, ob und wie sich die durchaus sinnvolle Diskussion der vergangenen FOMC-Sitzung in der Praxis tatsächlich auswirken wird. Abgesehen davon, dass die Tauben im Offenmarktausschuss immer noch in der Mehrheit sind, müsste man zumindest in einer Hinsicht ins Grübeln kommen. Denn wenn man ein Programm beendet, weil es in Sachen Konjunktur ineffektiv war, dürfte dessen  Auslaufen zumindest diesbezüglich ebenso wenig Wirkung zeigen.

Vielmehr irritiert mich, dass die Akteure an den Finanzmärkten sich den Kopf über ein kürzer oder länger währendes QE3-Programm zerbrechen, statt sich mit den Dingen auseinander zusetzen, die bereits zum Ende der kommenden Woche drohen: den automatischen Ausgabenkürzungen in den USA, dem so genannten Sequester.

Was ansonsten vom deutschen Aktienmarkt zu erwarten ist, können Sie in unserem Kommentar zur jüngsten Sentimenterhebung der Börse Frankfurt nachlesen, den Gianni Hirschmüller hier verfasst hat. Ich selbst habe mich dieses Mal um die Detailanalyse gekümmert. Darüber hinaus möchte ich noch auf einen Interview hinweisen, das die Zeitung Die Welt gestern publiziert hat – Sie können es hier nachlesen.

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Joachim Goldberg
Frankfurt am Main

Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Joachim Goldberg mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein.

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